Sonntag, 24. Oktober 2010

Wahlen in der Evangelischen Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien

Kirchenwahlen am 23. Oktober 10 auf dem Konzil in Foz Iguaçu


Das Konzil wählte neben dem Kirchenpräsidenten auch den Präsidenten des Konzils.
Presidente do Concílio:
Nivaldo Kiister, wurde mit 52 Stimmen der 89 Stimmen gewählt
1º Vice-Presidente do Concílio:
Alidor Pieritz, mit 57 Stimmen
2º Vice-Presidente do Concílio:
Ricardo Dalla Barba, mit 50 Stimmen

(Im Bild von rechts nach links)

In den letzten 8 Jahren war Dr. Walter Altmann der Kirchenpräsident der IECLB. Nun wurde am 23. Oktober 10 neu gewählt.
Kirchenpräsident:
Nestor Paulo Friedrich, mit 55 Stimmen
Pastor 1º Vice Presidente:
Carlos Augusto Möller, mit 46 Stimmen
Pastora 2ª Vice Presidente:
Silvia Berenice Genz, mit 45 Stimmen
(Im Bild von rechts nach links)

Sonntag, 3. Oktober 2010

Internationaler Evangelischer Freiwilligendienst



Alle Freiwilligen kamen gesund von ihrem einjährigen Aufenthalt in Lateinamerika zurück und nahmen an dem Auswertungsseminar in Neuendettelsau teil. Von sehr unterschiedlichen Erfahrungen berichteten die Freiwilligen, aber es bestand darin Übereinstimmung, dass es ein wichtiges Jahr gewesen war, das alle nicht missen möchten.

Die Neuen sind inzwischen an ihren Stellen alle gut angekommen. Das Hineinfinden in die neuen Aufgaben fällt sicher nicht leicht, aber aus den Rückmeldungen höre ich, dass die Kommunikation zunehmend besser wird und damit es auch leichter möglich ist Arbeiten zu übernehmen.
In Nicaragua hat der Sturm Matthew katastrophale Auswirkungen hinterlassen. Die Nachrichten bekamen wir über Lena Sänger und Timo Manssen, die bei den Hilfsaktionen dabei waren.

Unter dem starken wochenlangen Dauerregen in Mexiko und Zentralamerika, verstärkt durch den Hurrikan „Matthew“, leiden die Mitglieder der Lutherischen Kirchen in Honduras und Nicaragua. Etliche Menschen bei den Stürmen ums Leben gekommen, viele haben ihre Häuser verloren, Erntevorräte wurden vernichtet.

Timo Manssen, der über Mission EineWelt, dem Partnerschaftszentrum der ELKB, gerade einen Freiwilligendienst in Nicaragua ableistet, schildert die Situation vor Ort: „Hier ist zurzeit die globale Erderwärmung an den heftigen Regenfällen spürbar. Verschiedene Gemeinden der Kirche sind nicht mehr erreichbar, weil die Straßen unter Wasser stehen. Die Häuser sind überschwemmt und einige Dächer zerstört“. Die Diakoniebeauftragte der lutherischen Kirche in Honduras, Josefina Santos, berichtet von ähnlichen Szenarien: „Seit Mitte August regnet es eigentlich ununterbrochen.“ Der Boden könne kein Wasser mehr aufnehmen, was die Gefahr von Erdrutschen erhöht. Die Überschwemmungen haben vor allem fatale Folgen für die Kleinbauern auf dem Land, wie aus beiden Kirchen übereinstimmend berichtet wird: Die diesjährige Ernte wurde zerstört und fruchtbares Ackerland weggeschwemmt. Und eine Besserung der Situation scheint nicht in Sicht: Laut Wetterberichten werden die Regenfälle den gesamten Oktober hindurch andauern.

Die lutherischen Kirchen vor Ort wollen den Menschen in dieser Notsituation helfen: Die betroffenen Familien müssen zunächst mit Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten versorgt werden. Außerdem werden sie beim Wiederaufbau ihrer zerstörten Häuser unterstützt. In einem zweiten Schritt bekommen die Bauern neues Saatgut zur Verfügung gestellt. Damit die Kirchen diese Aufgaben erfüllen können, brauchen sie finanzielle Unterstützung. Mission EineWelt bittet deshalb um Spenden unter dem Stichwort „Flutopferhilfe Zentralamerika“ auf das Spendenkonto 10 11 111 bei der Evangelischen Kreditgenossenschaft eG (BLZ 520 604 10). Der Aufruf wird unterstützt von der Diakonie Katastrophenhilfe.

Donnerstag, 9. September 2010

Unterwegs mit dem Landesbischof – Besuch in Honduras

Besuch der christlich-lutherischen Kirche in Honduras vom 12. bis 15. Aug. 10

Von Managua nach Tegucigalpa dauert die Fahrt normalerweise etwa 5 Stunden. Aber wir brauchten sehr viel länger, da wir an der Grenze keine Erlaubnis für die Einreise mit unserem Auto hatten. So mussten wir uns diese erst von Managua zumailen lassen und dann fehlte auch noch ein Stempel, so dass uns dies auch noch einmal ein paar Dollar kostete.

Deshalb kamen wir am Tag der Anreise erst abends an und wir konnten keine Gemeinden – wie geplant – besuchen.
Am nächsten Tag kamen wir mit dem Kirchenbüro und der Kirchenleitung zusammen und es wurde uns die lutherische Kirche in Honduras vorgestellt.
Im Übersetzungsstress
Es gibt ca. 1900 Gemeindeglieder und zwei ordinierte Pastoren (Hernán Lopez und Martin Girón) und einen ordinierten Missionar (Antonio Ottobelli da Luz) aus Brasilien. Eine Vikarin (Berta Ramirez) steht kurz vor ihrer Übernahme in den kirchlichen Dienst. Darüber hinaus sind vier Evangelisten und zwei Pastoren Evangelisten in der Kirche tätig.
Durch die finanziellen Einschränkungen mussten Mitarbeitende entlassen werden und dies wirkte sich nicht besonders positiv auf die Stimmung in der Kirche aus. Die Kirche arbeitet mit dem integralen Pastorenkonzept. Neben der pastoralen Arbeit übernehmen die Mitarbeitenden immer auch soziale Aufgaben.

Durch den Putsch besteht in Honduras eine große Unsicherheit. Die Mordrate ist enorm gestiegen und das zivile Leben kommt nur ganz langsam in Gang. Während unseres Aufenthaltes streikten die Lehrer und von jungen Menschen erfahren wir, dass sie ihr Studium nicht weitermachen konnten, da in der Universität der Unterricht ausfiel. Der Sohn des Koordinators des lutherischen Weltbundes in Honduras, Hector Soto, bekommt Morddrohungen, da er die Menschenrechtsorganisationen in Honduras vertritt. Dies zeigt wie schwierig die Situation in Honduras ist.

Die Deutsche Botschaft wurde gleich nach dem Putsch im letzten Jahr geschlossen, konne aber inzwischen wieder geöffnet werden. Das Ziel deutscher Entwicklungshilfe in Honduras ist:
Verbesserung der Bildung, zivilgesellschaftliche Erziehung und die Verbesserung der zivilen Sicherheit.
In der Botschaft ist das Hauptthema ebenfalls die Kriminalität. Es wird uns erzählt, dass kürzlich die Waffen registriert wurden und es wurden neue Regelungen über den Waffenbesitz getroffen. Danach darf eine Person fünf Waffen besitzen und davon wiederum zwei am Körper tragen.
8 Millionen Waffen wurden bei der Aktion registriert und man rechnet damit, dass es darüber hinaus 1 Million nichtregistrierter Waffen gibt.
Die Armut ist in dem Land sehr groß. 60 % der Bevölkerung verdient weniger als 2 USD pro Tag und die Folge davon ist Unter- und Mangelernährung.

El Olvido – Dorf mit 300 Einwohnern
Die Gemeinde in El Olvido ist eine der ersten lutherischen Gemeinden in Honduras gewesen. Eine Kirche mit ca. 100 Plätzen steht in der Mitte des Dorfes. Bei unserem Besuch empfangen uns in der Kirche 50 Kinder und 10 Erwachsene. Die Evangelistin Alba Luz leitet die Gemeinde. Sie wird von der Evangelistin Antonia Muñoz aus der Santa Cruz de Yojoa unterstützt, die sie regelmäßig besucht und mit ihr das Programm bespricht. Die Kirche wie die Menschen in Region sind sehr arm. Wenn regelmäßige pastorale Betreuung möglich wäre, dann könnte sicher eine gute Arbeit mit den zahlreichen Kindern aufgenommen werden.

Santa Cruz de Yojoa
Die Gemeinde hat 30 Mitglieder. Wir kommen in einer kleinen Kirche mit ca. 50 Sitzplätzen zusammen und feiern miteinander einen Abendmahlsgottesdienst. Der Gottesdienst wird von einem Jugendlichen moderiert, aber die Verantwortung liegt aber in den Händen der Evangelistin Antonia Muñoz. Auch hier treffen wir viele Kinder an, aber auch eine größere Gruppe von Erwachsenen nimmt an dem Gottesdienst teil.




Die Kinder sind überall präsent und es ist schade, dass durch die politischen Turbulenzen die Bildung und Ausbildung sehr leidet.
Bueno Pastor in San Pedro Sula
Die Kirchengemeinde “Zum guten Hirten” in San Pedro Sula ist die größte Gemeinde in der christlich-lutherischen Gemeinde in Honduras.
Die Kirche bietet Platz für 150 Gläubige. Sie ist schön hergerichtet. Bei dem Gottesdienst in dem fünf Jugendliche von Landesbischof Dr. Friedrich getauft werden sind 100 Gemeindeglieder anwesend. Der Gottesdienst wird von Pastor Hernán Lopez geleitet und die Predigt über die religiöse Vielfalt und Einheit der einen unsichtbaren Kirche in Jesus Christus übernahm unser Bischof. Mit einem gemeinsamen Mittagessen im Hof der Kirche wird die Bischofsreise beendet.

Die gemeinsame Zeit mit Dr. Johannes Friedrich, seiner Frau Dorothea Friedrich und dem
Journalisten Markus Springer war eine intensive Zeit mit Diskussionen, Reflexionen und vielen neuen Erkenntnissen.
Die lutherische Kirche wird in Zentralamerika anders gelebt als in Deutschland, aber obwohl sie klein ist hat sie inzwischen als Kirche mit großer sozialdiakonischer Kompetenz eine wichtige Funktion in der zentralamerikanischen Gesellschaft eingenommen.






Der Journalist Markus Springer mit dem Fahrer Carlos und der Pastorin Melba

Dienstag, 7. September 2010

Mit Landesbischof unterwegs - Besuch in Nicaragua

Besuch der Kirche "Glaube und Hoffnung" vom 9. bis 12. August

Projekt zur Nahrungssicherheit in Nicaragua
In Nicaragua besuchen wir in Somotillo auf unzugänglichen Feldwegen (nur durch Allradantrieb zugänglich) das Projekt der ländlichen Entwicklung, das auch durch die bayerische Landeskirche unterstützt wurde. Beeindruckt sind wird von der ökologischen Anbauweise, die die Bauern durch das Programm der Kirche „Glaube und Hoffnung“ erlernt haben. In der Vergangenheit wurden Monokulturen angebaut, die zusammen mit den klimatischen Veränderungen Bodenerosion und eine Auszehrung der Böden mit sich brachten.
Heute bauen die Bauern in ökologischer Anbauweise heimische Pflanzen in Mischkulturen an und gehen vor allem achtsam mit dem Wasser und dem Boden um.
Damit können sie ihre Ernährung sicher stellen und gleichzeitig bleibt noch etwas übrig, was sie auf dem Markt verkaufen können.



Politische Situation

In den Gesprächen mit den verschiedenen Personengruppen wird uns gesagt, "dass der Präsident Nicaraguas, Daniel Ortega, der überall mit Plakaten präsent ist die Revolution verraten habe". Übereinstimmend hören wir, dass es zwar einen sozialistischen Diskurs gibt, aber die Regierung vor allem an der Macht klebt und das Land in einer Art Gutsherrenwirtschaft verwaltet. In einer Form von Gauleitersystem wurde mit den CPC´s eine Parallelstruktur zur Parteienlandschaft eingerichtet, die von der Präsidentengattin verwaltet wird.
Auf Kritik stößt auch die Tatsache, dass der Präsident im nächsten Jahr inzwischen schon bei 35 % der abgegebenen Stimmen, wenn ein Abstand von 5 % zum nächsten Kandidaten besteht, gewählt sein wird.

Lutherische Kirche: "Glaube und Hoffnung"
Im Bischofsbüro diskutieren wir eifrig über den Aufbau der Kirche „Glaube und Hoffnung“. Zwei Pfeiler prägen das integrale Pastorenamt:
Diakonie und pastorale Arbeit.
Mit der pastoralen Arbeit ist die diakonische Tätigkeit eng verbunden, die häufig ehrenamtlich ausgeführt wird. In den verschiedenen Projekten in den ländlichen Gebieten können wir dies deutlich erleben. Es geht nicht nur um die Predigt der frohen Botschaft, sondern genauso um die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen.
Auswirkungen des Klimawandels

Bei dem Besuch in Carbonera (Name für Köhlerei) fällt uns auf, dass die Kinder unterernährt sind. Es wird uns erklärt, dass lange Trockenzeiten die Brunnen vertrocknen lassen und die Nahrungssicherheit in Frage stellen. Selbstverständlich feiern wir in einem kleinen Vorplatz eine kleine Andacht mit Gebet. Diese Spiritualität gehört selbstverständlich zum Leben der Menschen. Die Pfarrerin Melba wird als Lebensberaterin sehr geschätzt und mit ihren Andachten stärkt sie die Menschen, die oft auf sich allein gestellt sind.

Mit dem Landesbischof unterwegs – Besuch in El Salvador

Botschafter und Landesbischof im Gespräch
Besuch in El Salvador vom 5. bis 8. August
Neben den Besuchen der Kirchen in Zentralamerika gehörten auch Begegnungen mit den Botschaften der Bundesrepublik Deutschland zu der Reise mit Dr. Johannes Friedrich.
In El Salvador empfing uns Dr. Christian Stocks. Er war erst vor kurzem als Botschafter nach El Salvador gekommen. Da in der ersten Augustwoche in El Salvador zu Ehren Jesu Christi, als Retter der Welt, große Feierlichkeiten veranstaltet werden, wurden wir in das Privathaus des Botschafters eingeladen.
Der Mittelpunkt des Gesprächs war die wachsende Gewalt in El Salvador. Der Höhepunkt war wohl der Überfall auf einen Bus bei dem 14 Menschen grausam ermordet wurden. "Die schwierige ökonomische Situation (60 % Arbeitslosigkeit) ist die Grundlage dafür, dass Menschen in die Kriminalität abwandern und die Banden sich über Zuwachs nicht beklagen müssen", so lautete zumindest die Aussage des Botschafters

Bischofsprozession
Die Prozession, die regelmäßig am 6. August von der Lutherischen Kirche in El Salvador veranstaltet wird hatte deshalb auch dieses Mal das Motto:
¡No a la violencia, si a la vida! (Nein zur Gewalt, ja zum Leben!)

Vor dem Beginn wurde der Landesbischof zu einem Radiointerview bei dem Radiosender „Nuestra gente“ eingeladen. Auch an dieser Stelle war das Hauptthema die zunehmende Gewalt im Lande. Unter anderem wurde Dr. Friedrich gefragt, „was er der Regierung El Salvadors raten könne, damit das Land die wirtschaftliche Krise überwinden könne?“ Der Bischof antwortete gekonnt, „dass er nicht der Berater der Regierung sein könne, sondern die Beiträge der lutherischen Kirche El Salvadors zur Entwicklung des Landes unterstütze.“

Ca. 2.000 Lutheraner nahmen an dieser Prozession teil, die mit einer Schlusskundgebung vor der lutherischen Kirche in El Salvador beendet wurde. Außer der bayerischen Delegation nahmen verschiedene Delegationen aus den USA daran teil.
In seinem Grußwort betonte der Landesbischof, dass die Bildung ein gutes Instrument sei, damit junge Menschen nicht in die Gewalt- und Drogenszene abrutschen, sondern mit einer guten Ausbildung sich eine eigene Lebensexistenz schaffen können.

Dieser Tag wurde mit einem Maisfest abgeschlossen. Für alle gab es dabei einen „elote“, einen gekochten gut schmeckenden Maiskolben.


Gottesdienste
Am Sonntag predigte der bayerische Landesbischof in der Auferstehungskirche in El Salvador. Sein Thema war die sichtbare Vielgestaltigkeit der Kirche in den verschiedenen Konfessionen, die, aber in der einen unsichtbaren Kirche, eine Einheit im Glauben an Jesus Christus als den Retter der Welt ist.

Am Sonntagnachmittag besuchten wir dann die bescheidene Kirche in Las Minas. Der gute Besuch des Gottesdienstes ist sicher mit ein Verdienst des Diakonenehepaares Waltraud und Helmut Köhler. Seit fast 6 Jahren arbeiten sie nun in der Gemeinde und schon an dem herzlichen Empfang war klar, dass sie das vollste Vertrauen der Gemeindeglieder genießen. Wobei im Ablauf des Gottesdienstes deutlich wird, dass die Kirche nicht aus dem Pfarrer besteht, sondern viele Gemeindeglieder in den Ablauf des Gottesdienstes eingebunden sind. Es hat wohl lange gedauert bis es soweit war, dass die Gemeindeglieder die gesamte Verantwortung für ihre Kirche übernommen haben, aber heute ist es so und ein schönes Zeugnis dafür, dass ein demokratischer Gemeindeaufbau in El Salvador möglich ist. Das es dazu Zeit braucht wurde uns aus den Erzählungen Köhlers deutlich.




Runde mit den Stipendiaten

Wie in allen zentralamerikanischen Kirchen gehörte auch in El Salvador eine Runde mit den Stipendiaten der Annette und Wolfgang Döbrich Stiftung und des Centrums Mission EineWelt dazu. Beeindruckend erzählte Mariesol aus ihrem Leben. Vor 5 Jahren gingen ihre Eltern in die USA um den 3 Kindern in El Salvador ein besseres Lebens und eine Studium zu ermöglichen. Durch die wirtschaftliche Rezession gingen aber diese Pläne nicht auf. Ihr Studium könnten sie nicht fortführen, wenn sie nicht das Stipendium aus Bayern bekämen. Seit 5 Jahren sind auf sich allein gestellt. Der jüngste Sohn wohnt bei der Oma. Die älteren Beiden sind unter der Woche an der Universität in San Salvador und kommen am Wochenende nach Las Minas und helfen in der Kirche mit.

Samstag, 28. August 2010

Mit dem Landesbischof unterwegs - Besuch in Costa Rica!

2. bis 4. August 10 - Besuch der Costarikanischen Kirche (ILCO)
Der Aufenthalt beginnt mit einer Andacht in der Zentrale der ILCO. Das Lied am Anfang ist zugleich das Motto für den geistlichen Impuls:
"Ein neuer Himmel und eine neue Erde für die Unterdrückten...."
In der anschließenden Reflexion wird der Seewandel Jesu aus dem Johannesevangelium im 6. Kapitel zur Grundlage für die Zusage, dass Gott auch heute sein Volk nicht allein lässt.
Die Stürme, die vor allem die indigenen Völker Costa Ricas erleben sind in der Mitte des Raumes kreativ aufgebaut: Klimawandel, Überschwemmungen, Verschmutzung der Flüsse, Ausfall der Ernten.
Flussmeditation

Die indigenen Völker erleben in der ILCO den ausgestreckten Arm Jesu. Die solidarische Haltung der Kirche gibt ihnen Mut, dass sie in den Stürmen des Lebens durchhalten und nach Lösungen suchen um die Schädigungen ihrer Lebensgrundlagen bekämpfen zu können.

Die Freiwilligen werden an dieser Stelle positiv erwähnt, da sie als diejenigen gesehen werden, die einen solidarischen Einsatz zeigen.
Mit netten Worten wird ihr Einsatz gewürdigt und mit einem herzlichen Applaus werden sie von den Mitarbeitenden der ILCO verabschiedet.

Freiwillige aus Bayern in der ILCO
Besuch in La Carpio

In dem Elendsviertel leben 40.000 Menschen, die zumeist aus wirtschaftlichen Gründen aus Nicaragua nach Costa Rica gekommen sind. Das Gemeindezentrum mit der Ludothek wird uns von der Stipendiatin Brenda gekonnt vorgestellt. Von der Döbrichstiftung bekommt sie eine Unterstützung, damit sie studieren kann.
Andreas Teltscher, ILCO Mitarbeitender, führt uns durch das Elendsviertel.




Das Bischofsehepaar mit Andreas Teltscher, Mitarbeiter der ILCO in La Carpio unterwegs














Spielende Kinder im Elendsviertel in La Carpio

Botschaftsbesuch
In der Botschaft erfahren wir, dass die Bundesregierung vor allem in der Nachhaltigkeit der Waldbewirtschaftung und in der Energieerzeung aus regenerierbaren Materialien aktiv ist.

Heute hat Costa Rica noch einen Waldanteil von 25 %. Früher waren es 50 %. Deshalb ist die Aufforstung ein wichtiger Bestandteil um das natürliche Gleichgewicht in der Natur zu stärken.








Der Bischof im Gespräch mit der Vertreterin der Botschaft in Costa Rica

Sonntag, 11. Juli 2010

Wirtschaftskrisen

Wer sich über die Ursachen von Wirtschaftskrisen im 21. Jahrhundert informieren will kann in dem nachfolgenden Link eine Antwort finden.


Vom Musterschüler zum PIGS
http://www.erlassjahr.de/dev/cms/upload/fachinfo/erlassjahr_Fachinfo_24_201007.pdf

“Hay algo que cambiar – Etwas muss sich ändern”

Programm von Gerti und Julio Melara in Bayern:

Montag: 11. Juli 10, um 15.30 Uhr, Auftritt beim Pfarrkonvent in Großostheim

Dienstag: 13. Juli 10, um 19.30 Uhr, Konzert in der Friedenskirche in Obernburg

Mittwoch: 14. Juli 10, um 15.00 Uhr, Konzert in der Mittagsinsel

Mittwoch: 14. Juli 10, um 19.30 Uhr, Konzert in der Johanniskirche in Miltenberg

Freitag: 16. Juli 10, um 15.00 Uhr Konzert in der Johanniskirche in Feldafing und um 9.30 Uhr in der Friedenskirche in Starnberg

Samstag: 17. Juli 10, um 19.30 Uhr, Konzert in Aschaffenburg

Sonntag: 18. Juli 10, um 12.00 Uhr, Konzert beim Fest der weltweiten Kirche in Neuendettelsau

Freitag, 9. Juli 2010

"Und jetzt" Konferenz in Witten

Im August findet in Witten eine interessante Tagung statt. Ich wollte Euch auf diesem Wege mal darüber informieren.


http://www.undjetzt-konferenz.de/

Es handelt sich um eine Konferenz, die vom 08. bis 14. August in Witten stattfindet und sich an ehemalige Freiwillige richtet, die im entwicklungspolitischen Kontext tätig waren. Die Angebotspalette ist sehr breit und vor allem für Freiwillige interessant.

Also wer Lust und Zeit hat, kann sich mal das Programm anschauen.

Mittwoch, 7. Juli 2010

"Algo hay que cambiar!" - "Etwas muss verändert werden!"


Unter diesem Motto steht eine ganze Reihe von Begegnungskonzerten in Bayreuth / Aschaffenburg und Starnberg mit dem interkulturellen Ehepaar und Liedermachern Julio und Gerti Melara.

Sie werden auch beim Fest der weltweiten Kirche, am Sonntag, den 18. Juli 10, um 12.00 Uhr in Neuendettelsau auftreten.


Gerti kommt aus Österreich und Julio aus El Salvador. Beide arbeiten sie aber in Costa Rica. Musikalisch stellen sie ihre sozial-kulturelle Arbeit in Lateinamerika "Arte por la vida" vor. Bisher haben sie besondere Erfahrungen mit Straßenkindern in San Salvador und in den Armenvierteln von San José gemacht. Mit Musical- und Orchesterprojekte konnten sie sie Jugendliche begeistern. Gute Erfahrungen haben sie auch in der Zusammenarbeit mit den Indianergemeinden Costa Ricas gemacht. Ihre Zielgruppen sind v.a. Kinder und Jugendliche, erreicht aber über diese auch deren Eltern und Großfamilien.
Und so konkretisieren sie auf ihre Art die Verse des Liedes:
"Nur Mut!
Etwas muss verändert werden,
Art und Weisen zu leben,
zu konsumieren, zu denken,
es muss dieses "Absolut" von heute relativiert werden, es braucht neue Ideen, es braucht unser Handeln für eine bessere Welt jetzt und hier, fangen wir damit an!"

Haftbefehle gegen 11 Regenwaldschützer aus der Trementina / Zacapa / Guatemala



Die Lutherische Kirche Guatemalas bittet um die Unterstützung und den Schutz für folgende 11 Personen aus dem Bergdorf La Trementina / Zacapa: Martin Cabrera Antonio Corado Bayron Galdamez Franco Alfredo Mejía Melvin Antón Ramos Carlos Zabaleta Carlos Arnoldo Antón y Antón Francisco Lopez Marlon Calderón Álvarez Elvin Calderón Álvarez Juan Carlos Chacon Verteter der Lutherischen Kirche haben versucht, von den Behörden zu erfahren, was diesen Personen vorgeworfen wird und warum die Haftbefehle gegen sie ausgestellt wurden.
Demonastration gegen illegale Abholzung
Sie erhielten keine Antwort. Auf weitere Anfragen bei den lokalen Strafbehörden, vertreten durch Gustavo Pérez wurde angedeutet, dass sie wegen der Delikte: Raub, Freiheitsberaubung und Drohungen angeklagt sind. Die Festnahmen stehen wohl im Zusammenhang der friedlichen Demonstration am 1.7.2010 gegen die massiven Abholzungen in den "Las Granadillas", die unerlaubter Weise von Großgrundbesitzern vorgenommen wurden. Bei einer tatsächlichen Festnahme muss im schlimmsten Fall mit aussergerichtlichen Hinrichtungen im lokalen Gefängnis gerechnet werden. Deswegen sind schnelle Aktionen zum Schutz der unschuldigen Personen, unter denen sich auch ein Familienangehöriger der Präsidentin der ILUGUA, Nidia Galdamez befindet, nötig.

Sonntag, 4. Juli 2010

Neues aus dem Lateinamerikareferat




Liebe Interessierte an Lateinamerika!

Über ein Jahr leite ich nun das Lateinamerikareferat. In dieser Zeit wurde mir deutlich, dass die Vernetzung der Gruppen und Interessierten, die mit Lateinamerika zu tun haben häufig dem Zufall überlassen ist.
Während meiner Reise nach Argentinien, Kolumbien und Chile schrieb ich bereits regelmäßig einen Blog. Diese Praxis möchte ich nach reiflicher Überlegung fortführen, da ich ihn als eine Möglichkeit sehe um Informationen weiter zu geben und auszutauschen.

Ich hoffe, dass sich viele Leserinnen und Leser finden und sie ihre Anmerkungen und Anregungen mir auch zukommen lassen.

In diesem Sinne hoffe ich, dass wir eine gute Vernetzung finden.

Ihr Hans Zeller, Lateinamerikareferent in Mission EineWelt




Grüner Donnerstag in der Bayerischen Versicherungskammer

4000 Mitarbeitende essen regelmäßig in der Kantine der Bayerischen Versicherungskammer in München. Im Blick auf die Klimaerwärmung und Welternährungslage startete die Versicherungskammer eine Kampagne mit dem Namen: VeggieTag
Am Donnerstag wird fleischloses Mittagessen mit der nachfolgenden Argumentation angeboten:

Wussten Sie,
- dass etwa 18% der treibhauswirksamen Gase durch die Tierhaltung verursacht werden?
- dass ein Hektar Land nur einen Menschen mit Rindfleisch ernähren kann, dagegen aber 22 Menschen mit Kartoffeln?
- dass durch eine Reduzierung des Fleischkonsums um 30% in allein Großbritannien jährlich 18.000 vorzeitige Todesfälle vermieden werden könnten?

Die Bayerische Versicherungskammer hat sich für das Jahr 2010 ein Einsparungsziel von 7 Tonnen Fleisch bzw. 30 Tonnen CO2 bzw. 240.000 Autokilometer eines BMW 118d bei 119g
CO2 pro Kilometer vorgenommen. Damit kann ein klimaneutrales Auto
virtuell 6 x die Erde umrunden.

Zur Eröffnung der Kampagne war ich eingeladen um über die Welternährungssituation zu informieren.



Ausreiseseminar in Neuendettelsau vom 1. bis 5. Juli 10

23 junge Frauen und Männer werden momentan auf ihren Freiwilligendienst in Lateinamerika vorbereitet.
Tipps können Sie von denen, die sich gerade auf Stellen im Ausland befinden noch gut gebrauchen.


Am 18. Juli 10 werden sie bei Fest der weltweiten Kirche in Neuendettelsau ausgesandt.


Samstag, 24. April 2010

Nein zum Machismo




Freitag, den 23. April

An diesem Morgen erreicht mich die Nachricht vom Tod des Pfr. Homero Severo Pinto, 1. Vize-Präsident der brasilianischen Kirche.
Er war mit Peter Weigand und Reinhard Hansen in Mozambique und hat sich dabei mit einer Malaria infiziert und ist nach einem Krankenhausaufenthalt in Porto Alegre gestorben.
Im Oktober war ich in Brasilien noch mit ihm unterwegs gewesen. Ständig standen wir im Kontakt, da er für die brasilianischen PfarrerInnen in Zentralamerika, die bayerischen ökumenischen Mitarbeitenden in Brasilien und brasilianischen Mitarbeitenden in Bayern unter anderem zuständig war.
Trauer und Anteilnahme prägen deshalb diesen Tag!

Am Vormittag begleite ich Carina, Freiwillige von Mission EineWelt zu ihrem Arbeitsplatz. Eine gute Stunde sind wir unterwegs um zur Schule O´Higgins zu kommen. Die Kirche betreibt in einem armen Viertel eine Schule an der die Freiwilligen eingesetzt werden.
Es ist eine normale Schule, die aber auch Kinder mit Behinderungen mit in die Klassen aufnimmt. Es ist schön zu sehen, wie sie in den Klassenverbund integriert werden.



Carina vor "ihrer" Schule

Danach lerne ich das Projekt El Buen Samaritano kennen. Innerhalb 35 Jahren hat sich in dem Ort, in dem es keine Lutheraner gab eine große lutherische Gemeinde gebildet.





Pastor Pedro in seiner Kirche.

Der Kelch zerbrach beim letzten Erdbeben





Zum Abschluss besuche ich das Frauenhaus der IELCH. 10 Frauen mit ihren Kindern werden aufgenommen. Sie werden von der Justiz an das Haus verwiesen, da sie zu Hause Gewalt erlebten.
Nertis, Psychologin und Leiterin des Frauenhauses

Aufbruch in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile (IELCH)

Donnerstag, der 22. April 10

Am Vormittag besprechen wir in der Pfarrkonferenz den biblischen Abschnitt in Johannes 10.
Der gute Hirte steht im Mittelpunkt unserer Gespräche. Seine Stimme in unseren heutigen Zeit zu hören und ihm zu folgen, dass ist die Aufgabe der Kirche. In Chile, wie überall in der Welt ist dies eine große Herausforderung für die Christinnen und Christen.

Seit 1970 sieht sich die IELCH in den Städten Santiago und Concepción von dem guten Hirten zu den ärmeren Schichten des Landes gerufen.

Daraus haben sich in relativ kurzer Zeit Evang.-Luth. Gemeinden gebildet.

Zwei Kindertagesstätte: El Sembrador und La Bandera am Stadtrand von Santiago, die aus dieser Arbeit entstanden sind besuche ich an diesem Tag.










Kindergruppe in El Sembrador
Die Pfarrer Ruben und Pedro vor der Kirche
La Bandera

Soziale, kirchliche und politische Erdbeben


Mittwoch, der 21. April 2010


Von Concepción reiste ich zurück nach Santiago und weiter an die Küste nach Valparaíso. Dort besuchte ich die Gemeinden mit Pfarrer Rudolfo Oliveira. Die Gemeinden in und um Valparaíso gehören heute zur Lutherischen Kirche in Chile (ILCH). An den beiden lutherischen Kirchen werden die gesellschaftlichen Spannungen in Chile deutlich.


Kirche in Valparaíso
Wie in den meisten lateinamerikanischen Ländern ist auch in Chile der soziale Gegensatz sehr groß. Durch das Erdbeben ist dies wieder bewusst geworden.

Diese Gegensätze finden sich auch in den Evang.-Luth. Kirchen wieder.

Zur Geschichte:
Im Jahr 1959 wurde die Deutsche Evangelische Kirche in Chile zur Iglesia Evangélica Luterana en Chile (IELCH) umbenannt. Damit drückte man aus, dass man zukünftig als nationale Kirche in Chile, zwar mit deutschsprachigen Wurzeln aber im chilenischen Kontext Kirche sein wollte.
Die Kirche öffnete sich den sozialen Belangen der Menschen auch außerhalb des direkten deutschen Umfeldes. Es wurde dafür die Diakonie gegründet.
Nach 110 Jahren nachdem die ersten Lutheraner nach Chile gekommen waren, versuchte man aus dem selbst gewählten Ghetto heraus zu kommen, in dem man sich den Menschen spanischer Sprache deren ihrer Anliegen zuwandte.

Es dauerte aber noch bis anfangs 1970, dass man sich bewusst machte, die drei babylonischen Mauern welche die Kirche im Ghetto hielten (die sprachliche, die kulturelle und die gesellschaftliche) niederzureißen. Die Kirche begann sich sozial zu engagieren und aus diesen diakonischen Anfängen wuchsen dann auch verschiedene eigenständige Gemeinden heraus.

Der Militärputsch im Jahr 1973 teilte aber die Kirche. Die IELCH erklärte eindeutig, dass sie sich auf die Seite der Leidenden stellen wolle. „Die Kirche Jesu Christi ist berufen ihrem Herrn im Leiden zu folgen und zum Dienst an den Menschen über alle Rassen- und Religionsgrenzen und über politische Überzeugungen hinweg gerufen.“

Nicht alle Kirchenglieder waren mit der Ausrichtung ihrer Kirche hin zu mehr sozialem und politischem Engagement einverstanden. Der Konflikt zwischen einem großen Teil der Gemeindeglieder, die zur oberen Mittelschicht gehörten und den ärmeren Gemeinden, die sich um die politischen Gefangenen des Militärregimes kümmerten, konnten nicht mehr ausgeglichen werden und es kam zur Kirchenspaltung.

Im Jahr 1975 schlossen sich die Befürworter des Pinochetregimes zur Iglesia Luterana en Chile – ILCH (der größere Teil der Gemeinden) zusammen. Bis heute sind die Kirchen getrennt und repräsentieren die verschiedenen sozialen, gesellschaftlichen und politischen Schichten des Landes.
Ermutigend ist, dass Gespräche geführt werden und die Zusammenführung der beiden lutherischen Kirchen geplant ist.

Mittwoch, 21. April 2010

Tsunami ohne Verwarnung




Dienstag, der 20. April

In der Region lerne ich nun das ganze Leid, dass das Erdbeben und der Tsunami mit sich gebracht haben kennen.

45 000 Häuser wurden in der Gegend zerstört. In ganz Chile sollen es 500 000 sein. Es wird als ein scheinheiliges Erdbeben bezeichnet, da viele Häuser von außen keine Schäden aufzeigen, aber trotzdem unbewohnbar geworden sind.
Die Häuser wurden durch die 7 Meter hohen Wellen dem Erdboden gleichgemacht

Die Menschen an der Küste konnten gerade rechtzeitig auf die Berge flüchten, da sie ihrer Erfahrung folgten - sonst hätte es tausende Tote gegeben.

Der Küstenschutz hatte keine Tsunamiwarnung herausgegeben. Die Toten sind deshalb auch hauptsächlich Menschen gewesen, die nicht schon über längere Zeit an der Küste wohnten und deshalb die Zeichen nicht erkannten oder auf die Weckrufe der Küstenbewohner nicht hörten.



Die Menschen wohnen heute in den bereit gestellten Zelten

In einem biblischen Gesprächskreis werden die unterschiedlichen Sichtweisen zu dem Erdbeben erörtert. Die Pfingstkirchen sehen das Erdbeben wohl als ein deutliches Zeichen des Weltuntergangs an. In der lutherischen Kirche ist man überzeugt, dass man weder Zeit noch Stunde weiß, deshalb sollte daran gegangen werden, die Schäden zu beheben und weiter gearbeitet werden.
Frauen im Bibelgesprächskreis in der Kirche in Coronel

Dienstag, 20. April 2010

Luxusprobleme in Europa - harte Realität in Chile


Montag, den 19. April 10

Während in Deutschland die Menschen über die Aschewolke diskutieren und einige UrlauberInnen sich darüber beklagen, dass sie nicht sofort in ihre Heimat zurückkommen, frieren Menschen in Concepción und Umgebung in ihren Notzelten.
3 Minuten dauerte das Erdbeben am 27. Februar 2010 und zerstörte Häuser, Straßen und Brücken. An der Küste kam ein Tsunami dazu und die Wellen rissen Häuser, Straßen und Schiffe mit sich.

Mit ungeheuerer Gewalt müssen diese Wellen auf die Küste geprallt sein, da sie massive Häuser dem Erdboden gleich gemacht haben. Die Menschen, die nicht auf die Anhöhen und naheliegenden Berge geflüchtet sind, starben in den 10 Meter hohen Wellen.

Das Bad des massiven Hauses blieb stehen!


Überall an der Pazifikküste entlang begegnen wir zerstörten Häusern, Dreck und beschädigten Hausgeräten. Ein beißender Gestank begleitet uns.

An einer Stelle werden Nahrungsmittel, die vom Roten Kreuz aus Deutschland kommen ausgeteilt. Es sind keine vermögenden Menschen, die hier anstehen. Einfache und bescheidene Leute leben an der Küste, die sich in der Regel vom Fischfang ernähren.
Sie sind die Hauptleidenden der Naturkatastrophe.



Aber sie geben nicht auf. Überall wird gehämmert und gearbeitet um Notunterkünfte zu erstellen. Wir stoßen auf eine Versammlung, wo Frauen klären, wie sie die Ordnung in ihrer Zeltstadt am Besten regeln. Es ist Herbst und die Temperaturen liegen nachts bei 5-7 Grad. Im Winter wird es kälter und dafür wollen sie gewappnet zu sein.



Die Reste einer Kapelle in Tumbres

Sonntag, 18. April 2010

Gottesdienste in Santiago



Sonntag, der 18. April


Pastor Rubem im Gottesdienst


Am Sonntag besuche ich die Gottesdienste in der Versöhnungskirche in Santiago und in San Bernardo. Die Verunsicherung durch das Erdbeben ist stark zu spüren. In den Gesprächen mit den Gemeindegliedern höre ich, dass für manche diese Naturkatastrophen auch Signale für den Weltuntergang sind. Besonders schlimm muss es sein, dass sich die Menschen den Naturgewalten so hilflos ausgesetzt fühlen. Gleichzeitig ist die Hilfsbereitschaft sehr groß. Die arme Gemeinde in San Bernardo sammelte Kleider, um den Obdachlosen im Erdbebengebiet zu helfen.

P. Rubem mit der gesammelten Kleidern




Ankunft in Santiago de Chile

Samstag, der 17. April


In Santiago de Chile besuche ich die Freiwilligen der Mission EineWelt. Sie werden von dem Pfarrer Friedemann Bauschert begleitet.
Er ist sei dem 1. März auf der Pfarrstelle in Santiago de Chile. Obwohl er ganz neu auf der Stelle ist, kennt er sich schon gut aus.
Natürlich geht es in unserem Gespräch ganz besonders um die Freiwilligen. Carina und Kerstin sind die ersten Freiwilligen aus Bayern, die in Santiago arbeiten. Die Evang.-Luth. Kirche in Chile bietet dieses Freiwilligenprogramm noch nicht so lange an. Deshalb ist sie dabei das Programm und auch die Begleitung zu strukturieren. Sie sind aber auf einen guten Weg und es freut mich, dass der neue Pfarrer das Freiwilligenprogramm als eine gute Möglichkeit der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit sieht.
Familie Bauschert mit Carina und Kerstin
Nach dem wir uns nun kennen gibt es für die Zukunft eine gute Basis der Zusammenarbeit.
Die Freiwilligen Carina und Kerstin haben sich gut eingelebt. Ohne Probleme erklären sie mir, wie ich am Besten mit dem Bus zur Kirche komme. Sie kennen sich in Santiago, einer Stadt mit 5 Millionen Einwohnern gut aus. An der Arbeitsstelle haben sie sich inzwischen gut eingelebt und übernehmen engagiert die Aufgaben, die ihnen übertragen werden.
Natürlich haben sie auch Reisen durch Chile und Argentinien unternommen. Sprachlich kommen sie gut zurecht und haben Freundschaft mit Chilenen geschlossen. Das merke ich daran, dass sie von einer chilenischen Familie zu einer Party eingeladen werden.

Freitag, 16. April 2010

Abschluss der Konferenz in Bogotá




Erol Inschanallj aus Guayana im Abschlussgottesdienst





Freitag, der 16. April 2010

Mit einer beeindruckenden Abschlussveranstaltung wurde die vorbereitende Konferenz der Kirchen in Lateinamerika und Karibik heute beendet.
Es hat mich besonders berührt, dass ich als Deutscher dabei sein konnte. Die Evangelisch-Lutherische Kirche begann in Deutschland und Martin Luther konnte sich sicher nicht vorstellen, dass es mal eine Weltkirche werden würde. Er wollte ja nur die katholische Kirche reformieren.
Heute erreicht sie Menschen, die keine Wurzeln in der europäischen Kultur haben. Vertreterinnen und Vertreter der indianischen Völker, Menschen indischer Abstammung und natürlich auch ein paar Weiße, die von Emigranten abstammen trafen sich in Bogotá. Das Verbindende war nicht mehr die gemeinsame Kultur, die deutsche Sprache oder eine gemeinsame Vergangenheit, nein, ganz im Gegenteil, aus ganz gegensätzlichen Kulturen stammten die Menschen.
Was sie alle verbindet ist der Glaube an den Dreieinigen Gott nach dem lutherischen Verständnis. Die Lieder, die wir singen sind keine übersetzten Choräle aus dem zentraleuropäischen Raum, sondern sind Melodien und Texte die aus dem lateinamerikanischen Kontext stammen. Aber es sind trotzdem deutlich Gemeinsamkeiten zu spüren. Das Vaterunser und das Glaubensbekenntnis sprechen wir - und das Abendmahl feiern wir - in der lutherischen Tradition. An dieser Stelle spüre ich unsere Verbundenheit, die trotz aller Unterschiede besteht.

Christen sind Brückenbauer
Der Versöhnungsgottesdienst mit den Mennoniten, die als Anababtisten im 16. Jahrhundert auch von den Lutheranern in Europa verfolgt wurden zeigt, wie stark sich die Menschen mit der lutherischen Tradition verbunden fühlen.

In einer gemeinsamen Deklaration drückten die Kirchenpräsidenten der Kirchen Kolumbiens und Venezuelas ihre Verbundenheit aus. Sie wollten damit ein Zeichen setzen wie Kirchen Brücken bauen können, wenn Völker miteinander zerstritten sind.

An dieser Stelle spüre ich auch unsere Verantwortung, wenn die Einwohner Zentralamerikas, Perus und Boliviens über Multinationale Konzerne klagen, die durch den Abbau von Gold, Silber und anderen natürlichen Ressourcen ihre Gewässer verschmutzen. Ich stelle mir dabei die Fragen, wie wir als Christen an dieser Stelle Brückenbauer sein können um dieser Ausbeutung entgegen wirken zu können.











Die KirchenpräsidentInnen Venezuelas und Kolumbiens bei ihrer Erklärung


Was bleibt!
Der Schrei: „Unser tägliches Brot gib uns heute“ aus dem Vaterunser
war in diesen 4 Tagen deutlich zu hören. Nach dem lutherischen Verständnis begleiten die Kirchen die Menschen ganzheitlich und erfahren dabei das ganze Leid, dass durch die wirtschaftliche Ausbeutung den Menschen widerfährt.
Aber sie leben von der Auferstehungshoffnung her und beugen sich nicht den zerstörenden Kräften. In den Gesprächen höre ich immer wieder Beispiele, die davon zeugen, dass die Hoffnung zur Realität wird.

Das Auseinandergehen ist herzlich. Im Mittelpunkt steht die Verabschiedung von Martin Junge, der ab November das Amt des Generalsekretärs im Lutherischen Weltbund in Genf übernimmt. Alle sind sich einig, dass es ein Verlust für die lateinamerikanischen Kirchen und ein Gewinn für den Lutherischen Weltbund sein wird.



Martin Junge, bisher Sekretär des lutherischen Weltbundes für Lateinamerika und Karibik und neuer Generalsekretär des LWB.



Hans Zeller



Bischof Melvin Jimenez, Costa Rica und Konferenzvorsitzender

Eindrücke aus Bogotá (Kolumbien)

Dienstag bis Donnerstag, 13. - 15. April

Die Kirchen in der Region können auf einen siebenjährigen gemeinsamen Prozess zurückblicken. Dieser gemeinsame Weg hat nach Einschätzung der Kirchen verstärkte Interaktion, Zusammenarbeit und wachsendes wechselseitiges Vertrauen hervorgebracht.
Deshalb stand bei diesem Treffen auch die Frage im Mittelpunkt, wie sie die Erfahrungen, die sie als in Gemeinschaft stehende Kirchen in der wechselseitigen Begleitung und Weggemeinschaft gemacht haben am besten weitergeben können.
Im Rahmen des genannten Prozesses ist den Kirchen bewusst geworden, „Unterschiede sind keine Bedrohung, sondern eine Chance, voneinander zu lernen“, so Pfr. Martin Junge, Gebietsreferent für Lateinamerika und die Karibik.

In der Konferenz bereiteten sich die Delegierten auf die 11. Vollversammlung des LWB in Stuttgart vor. Das Thema „Unser tägliches Brot gib uns heute“ wurde bei den Andachten, Gottesdiensten und Vorträgen bearbeitet.

Bei den einzelnen Statements der Kirchen war viel von dem Leid und der Wut zu hören, die die Menschen erfahren. Sie müssen hart arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die ungerechten Strukturen haben aber zur Folge, dass viele inmitten der Fülle von Ressourcen, die Gott schenkt, weiterhin unter vielfältiger Not, einschließlich Hunger, leiden.
Deutlich wurde die Überzeugung hervorgehoben, dass es nach Gottes Plan nie um ‘mein Brot’, sondern immer um ‘unser Brot’ geht. Deshalb, so die Delegierten, ist die Kirche aufgerufen, sich an der Seite derjenigen zu engagieren, die nach wie vor keinen Zugang zum täglichen Brot - zu Unterkunft, Wasser, Nahrung und anderen Grundrechten – haben.

Es hatten aber viele Hoffnungszeichen ihren Platz bei der Konferenz. Gerade dort wo die Kirchen im Sinne ihres ganzheitlichen Missionsverständnisses für die Menschen einstehen und der pastorale Auftrag mit dem diakonischen Auftrag verbunden wird, da wächst Hoffnung. So berichtet Pfarrer Luis Cristóbal von Initiativen in der bolivianischen Kirchen, die den indigenen Völkern helfen, dass sie über den ökologischen Landbau unabhängig von großen Konzernen werden und damit ihre Ernährung sicher stellen. Die Kirche ist vor allem in den ländlichen Regionen unter den Indigenen Völkern aktiv und stärkt ihre Identität. So werden neben der spanischen Sprachen die traditionellen Sprachen gepflegt.
Cristóbal, von den Aymara Indianern und ich auf der Konferenz



Im Rahmen der Regionalkonferenz wurde in einer gemeinsamen Sitzung die Zusammenarbeit von LutheranerInnen und MennonitInnen in Kolumbien geplant. Es war eine Gelegenheit, um sich mit den AnabaptistInnen zu versöhnen, die im 16. Jahrhundert unter anderem auch von lutherischer Seite verfolgt wurden.
In Kolumbien stehen Lutheranerinnen und Lutheraner schon heute in Kontakt mit den Mennoniten und Mennonitinnen, da sie das überzeugte diakonische Engagement für die Bevölkerung verbindet, die unter Gewalt, Vertreibung und Ausgrenzung leidet.
In einem Gottesdienst gab es einen Moment zur tiefen gegenseitigen Stärkung, damit sie auch in Zukunft als Brückenbauende und Friedensstiftende im kolumbianischen Kontext und in der gesamten Region Zeugnis ablegen können.

Donnerstag, 15. April 2010

Vorbereitungskonferenz in Bogotá für die 11. Vollversammlung des LWB

Montag, der 12. April 10

16 Kirchen Lateinamerikas und der Karibik kommen auf der Vorbereitungskonferenz in Bogotá, Kolumbien zusammen.
Das Thema lautet: „Unser tägliches Brot gib uns heute“.
Brot steht auch im Mittelpunkt des Eröffnungsgottesdienstes. Es ist beeindruckend wie die KirchenvertreterInnen aus dem ganzen Kontinent ihre verschiedenen Brotarten zum Altar bringen. Aus Zentralamerika und den Andenstaaten kommt Maisbrot. In den übrigen Kirchen dominiert das Weißbrot, das aber unterschiedliche Formen hat. Die VertreterInnen der Kirchen sind zum großen Teil keine europäischen Nachkommen mehr. Die Evangelisch-Lutherischen Kirchen in Lateinamerika und Karibik sind bunt geworden. Die Einflüsse der Indigenen und Afroamerikaner sind in den Kirchen Zentralamerikas, Boliviens, Perus, Kolumbiens, Surinams und Guineas deutlich zu spüren.


Das Thema der Konferenz wird durch das Logo charakterisiert.

Das schlichte Design des Logos vereint zwei Elemente in einer Grafik. Die mit nur einem Federstrich gezeichnete, grüne Knospe versinnbildlicht das Leben und das Wachstum, das Gott der Schöpfung schenkt, und ist ein Hinweis auf das Reich Gottes, das wächst und sich ausbreitet.
Die Bitte um das „tägliche Brot“ ist eine Erinnerung, dass alle Menschen dieselben Grundbedürfnisse haben und dass alle aufgerufen sind, allen Menschen ein Leben in Würde zu ermöglichen.
Das Kreuz in der Mitte soll deutlich machen, dass der gekreuzigte Jesus Christus der Herr der Kirche ist. Die leicht nach oben gekrümmte Form des Kreuzes soll verdeutlichen, dass das Kreuz etwas Lebendiges ist, das die Auferstehungshoffnung der Christen und Christinnen symbolisch darstellt.

Abschied von Buenos Aires und Argentinien

Sonntag, der 11. April 2010

Nach dem Aufenthalt im Chaco kam ich am Sonntagnachmittag nach einer Nachtfahrt wieder zurück nach Buenos Aires. Es war für mich eine Möglichkeit die Stadt etwas kennen zu lernen. Nachdem ich den Armutsgürtel um Buenos Aires gesehen habe und die bescheidenen Verhältnisse der Menschen im Chaco erlebte, schockte mich der Reichtum im Zentrum Buenos Aires.

Es empfingen mich bei strahlendem Sonnenschein breite Straßen, imposante Plätze und ein modernes Bankenzentrum. An der Stelle wurden mir wieder einmal die strukturellen Unterschiede bewusst. Jetzt verstehe ich, dass man Argentinien ganz grob in zwei Teile einteilt. Auf der einen Seite die Porteños (Einwohner von Buenos Aires) auf der anderen Seite die Einwohner des übrigen Argentiniens. Wobei es dabei sicher auch noch große Unterschiede gibt. Die Zentralisierung der politischen Macht auf die Hauptstadt bringt es mit sich, dass in und um sie herum 15 Millionen Einwohner ansässig geworden sind. Ca. 40 Millionen Einwohner hat Argentinien und ist 7 Mal größer als Deutschland.
Daran wird deutlich wie stark die Bevölkerung sich auf die Hauptstadt konzentriert.

Wie kommt es zu dieser städtischen Konzentration? Das Phänomen der Landflucht ist wie in ganz Lateinamerika stark von der Industrialisierung der Landwirtschaft beeinflusst. Ich werde informiert, dass die großen Ländereien zum Teil von großen Konzernen bewirtschaftet werden, die das Land nicht nachhaltig bewirtschaften und die kleinen Campesinos verdrängen. Die wiederum wandern in die Städte ab und bilden einen Gürtel der Misere in den Peripherien der Großstädte.
Daran wird deutlich, dass die verfehlte Agrarpolitik der letzten 50 Jahre, die die grüne Revolution verbunden mit der Politik des Wachsens oder Weichens propagierte letzten Endes viel Armut schuf. In diesem Zusammenhang gehört das legendäre argentinische Steak der Vergangenheit an. Die Rinder werden dicht zusammen gedrängt in Ställen gehalten und bekommen streng kontrollierte Rationen um möglichst schnell schlachtreif zu werden.

Im Gespräch mit den Menschen spürte ich die Wunden, die aus dem Militärputsch, der am 24. März 1976 stattfand herrühren. Bis 1983 dauerte die Militärdiktatur. 30.000 Personen sind während dieser Zeit verschwundnen. Viele Familien wissen bis heute noch nichts Genaues über ihre Angehörigen, die zum Teil gefoltert und ermordet wurden. Erst in den letzten 15 Jahren werden die Schicksale und all das was passiert ist aufgearbeitet.
Bei allen Gesprächen wird deutlich: „Nie wieder Militärputsch“.

Alle politischen Richtungen stimmen überein, dass die USA aus ökonomischen Interessen diesen Militärputsch mitfinanzierte. Eindeutig werden die Auslandsschulden auf die Zeit der Militärdiktatur zurück geführt. Könnte es sein, dass Europa auch involviert war? Ich hoffe, dass es nicht so ist. Aber mit diesen zwiespältigen Gefühlen verlasse ich Argentinien und ich breche nach Bogotá auf, um an der vorbereitenden Versammlung der lateinamerikanischen Kirchen zur Vollversammlung des lutherischen Weltbundes teilzunehmen.

Dienstag, 13. April 2010

Ein Tag in Charata - Chaco - Argentinien

Samstag, der 10. April 10 in Charata

Nach 6 Stunden Fahrt komme ich in Charata an. In der Stadt leben ca. 40.000 Einwohner. Das Einkommen in der Region wird durch Landwirtschaft erworben. Es wird Mais, Sorghum, Soja, Sonnenblumen und Baumwolle angebaut. In der Regel sind es große landwirtschaftliche Güter, die das Land bewirtschaften und für den Export produzieren. Die ärmere Bevölkerung wird als TagelöhnerInnen in der Ernte oder bei der Pflege der Kulturen eingesetzt. Dazu wird über Radio oder Fernsehen ausgegeben, wie viel ArbeiterInnen für einen bestimmten Tag gebraucht werden. Sie werden dann zusammengerufen und auf einem Lastwagen geht es dann zur Arbeit. (Unwillkürlich fallen mir an dieser Stelle einige biblische Beispiele dazu ein) Je nach Arbeitsanfall bleiben die ArbeiterInnen 1 Woche oder länger auf dem Feld und werden dann in cash ausbezahlt.

In dem Projekt „Con el corazón abierto“ in Charata arbeitet Mona, Freiwillige von Mission EineWelt. Jeden Tag bietet sie für die Kinder Kurse in Englisch und im kunsthandwerklichen Bereich an.
Am Samstag ist sie für die Vorbereitung des Frühstücks zuständig. Am Nachmittag gibt es eine kleine Zwischenmahlzeit, die sie ebenfalls herrichtet. Am Vormittag kommen ca. 90 Kinder und Jugendliche, die nach dem Frühstück altersmäßig aufgeteilt werden und Nachhilfeunterricht bekommen. Am Nachmittag sind es ca. 45 Kinder, die ebenfalls von einem Lehrer angeleitet werden und vor allem kleine Kunstwerke basteln.

Die Leiterin des Projekts Sandra Dari kennt alle Kinder beim Namen und wohnte bis vor kurzem auf dem Kirchengelände, das ausreichend Platz für die vielfältigen Aktivitäten des Projektes bietet. Bei einem Rundgang in dem ärmlichen Stadtteil hören wir die Stimmen der Einwohner. Sie sind froh, dass ihre Kinder in dem Projekt gut aufgehoben sind. Sie wissen, dass es dort keine Drogen und Kriminalität gibt. Die ärmeren Familien möchten auf diese Weise ihnen eine bessere Zukunft ermöglichen. Ob die wirtschaftliche Struktur dies auch zulassen wird, das bleibt dahin gestellt. Denn die Landwirtschaft ist vom Großgrundbesitz geprägt und im Moment leben die LandarbeiterInnen in einer großen Unsicherheit. Sie werden eingesetzt, wenn man sie braucht und haben keine Arbeitsverträge und damit auch keinen Schutz bei Krankheit und Arbeitsunfähigkeit.

In den letzten 7 Jahren war es sehr trocken im Chaco. Manche führen es darauf zurück, dass die Wälder zum großen Teil für die landwirtschaftliche Nutzung gerodet wurden. Ebenfalls stark angestiegen ist die Krankheit Dengue, die von einer Mücke übertragen wird und einer starken Grippe ähnelt, aber bei mehreren Wiederholungsfällen lebensbedrohlich sein kann.

Auf die Frage, was das Freiwilligenjahr bringt, antwortet mir Mona (Freiwillige in Charata): „Ich habe meine Stärken wahrgenommen“. Sicher ist es was anderes als das, was man / frau in der Schule lernt. Ich bin der Meinung, dass es aber ein wichtiger Teil des Lernprozesses auf dem Weg zum Erwachsenenwerden ist.

Freitag, 9. April 2010

Besuch bei den Indigenen

Freitag, der 9. April – Besuch der Indigenen am Fluss Bermejo

Schon kurz nach Sonnenaufgang fahren wir mit einem klapprigen Auto in die Richtung des Flusses Bermejo. Zunächst noch auf Asphaltstraßen sehe ich die übliche Vegetation. Es gibt wenige Bäume und das Land wird mit verschiedenen Kulturpflanzen bebaut. Zum großen Teil wird hier Soja gesät, die zu 80 % nach China exportiert wird. Dazwischen drin sehe ich auch Mais. Die gesamte Gegend ist sehr eben. Da es vor einiger Zeit viel regnete ist jetzt alles grün. Aber von Hendrik Zienau, unserem Freiwilligen, ließ ich mir erzählen, dass es vorher eine lange Trockenzeit gab, so dass es im Projekt kein Wasser gab und das Thermometer bis auf 55 Grad anstieg. Er meinte: „Am Schluss sehnte ich mich nur noch danach, dass die Hitze vorbei gehen wird“.

Sobald wir in das Gebiet der Indigenen kommen, sehe ich einen starken Baumbewuchs. Dazwischen sind immer wieder kleine Häuser versteckt. 50 ha bekam jede Familie zur Bewirtschaft zugeteilt. Die erste Station, die wir besuchen ist eine Gesundheitsstation. Gleich daneben befindet sich auch eine Radiostation, die von einem 13 jährigen Jungen bedient wird. Auch eine kleine Schule funktioniert an dem Ort.

Mit unserer Ankunft kommt auch gleich der erste Patient für die Station. Ein Krankenhelfer nimmt ihn auf und gibt ihn nach einer Untersuchung Medikamente mit. Einmal in der Woche kommt der Arzt und behandelt die schwereren Fälle. In Notfällen kann der Arzt über Radio gerufen werden.

Bei unserer Weiterfahrt besuchen wir einen Pastor. Für die 3000 Indigenen gibt es in der Gegend 60 verschiedene einheimische Kirchen. Das kirchliche Leben wird in der Indigenensprache abgehalten. Das ist wahrscheinlich der Grund dafür, dass die traditionellen Kirchen hier kaum vertreten sind.

Als nächstes besuchen wir eine Schule, die bis zum mittleren Abschluss führt. 99 SchülerInnen besuchen sie. Mit 21 LehrerInnen ist die Schule gut ausgestattet, wobei einige in Teilzeit an der Schule arbeiten. Neben den allgemeinen Fächern wird die indigene Sprache unterrichtet, die gerade in den Städten in Vergessenheit gerät.
Auf meine Frage, ob sie wieder das frühere Leben reaktivieren möchten, bekomme ich die klare Antwort: „Das traditionelle Leben der Indigenen gibt es nicht mehr, aber die heutige Aufgabe ist es, dass es wert geschätzt wird“.
Auf die Frage nach der Denkweise der Indigenen wird mir erzählt: „Für uns Indigenen sind die Dinge um uns herum mit Leben erfüllt. Während die Weißen sie als Objekt betrachten, die man wirtschaftlich nutzen muss“.

Bei unserer Rückfahrt unterhalte ich mich noch mit Hendrik intensiv über seine Eindrücke. Ich staune über ihn, wie tiefgreifend er die Entwicklung im Chaco reflektiert. Für mich ein Beweis, dass das Freiwilligenprogramm das Ziel der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit voll erreicht.

Die Unterbringung ist für deutsche Verhältnisse sehr prekär und 2 Monate ohne Wasser bei dieser Hitze könnte ich mir nicht vorstellen. Sein Mentor, Pastor Jorge, meinte dazu: „Er ist jetzt für alle Schwierigkeiten des Lebens ausgerüstet“.

Jetzt bin ich gespannt auf Charata. Es liegt 3 Stunden südlich von Castelli und heute Abend werde ich dorthin fahren.

Besuch in Juan José Castelli - Chaco

Donnerstag, der 8. April – Ankunft in Juan José Castelli

Nach 20 stündiger Fahrt bin ich in Castelli im Chaco (in der Nähe der Grenze zu Paraguay) angekommen. Der nördliche Teil Argentiniens ist flach. So war auf der ganzen Fahrt auch kein einziger Hügel zu sehen.
In Castelli werde ich von Pastor Jorge und unserem Freiwilligen Hendrik Zienau abgeholt. Sie arbeiten in der Junta Unida de Misiones (JUM). Es ist eine Einrichtung der evangelischen Kirchen (Methodisten, evangelische Kirche am Rio de la Plata, Waldenser Kirche und der Jünger Jesu Christo)

Die JUM besteht seit 47 Jahren und begleitet die indigenen Völker im Chaco. Es sind vor allem die Stämme Toba und Wichi, die hier beheimatet sind. Heute werden sie gesetzlich anerkannt. Dies war aber nicht immer so. Bevor die Wolgadeutschen, nach 1930, das Land bekamen wurden die indigenen Stämme von den Militärs vertrieben und zum großen Teil umgebracht.

60 000 Indigene leben heute noch im Chaco. Es geht darum, dass ihr ursprüngliches Leben wert geschätzt wird.
Das ist nicht einfach, da ihnen zwar Land zuerkannt, aber zu 70 % es ihnen noch nicht zurück gegeben wurde. Die Weißen bewirtschaften das Land und deshalb tut sich die Regierung schwer das Land in dem Maße wie man es anerkannt hat auch zurück zu geben.

Pastor Jorge arbeitet schon seit Beginn in dem Projekt und kennt alle Einzelheiten. Er erzählt, dass der Verdacht des Genozids an den Indigenen aufkam und deshalb jetzt alle drei Monate staatliche Kontrolleure in das Gebiet kommen und die Menschen befragen, was vorgefallen ist.

Die Stadt Castelli ist in den letzten Jahren von 5.000 auf 40.000 Einwohnern gestiegen. Es leben die verschiedensten Nationen in der Stadt, aber offensichtlich in einer guten Nachbarschaft. Die Stadt hat was "wildwesthaftes" an sich. Aber das hängt sicher damit zusammen, dass sie an einer ganz entlegenen Stelle Argentiniens liegt. Das Leben ist ruhiger und die Leute sprechen langsamer. Das tut gut nach den Eindrücken in dem schnelllebigen Buenos Aires.

Besuch der Theologischen Hochschule - ISEDET in Buenos Aires

Mittwoch, der 7. April – Besuch der Theologischen Hochschule – ISEDET

Buenos Aires ist eine schöne Stadt mit ungefähr 3 Millionen Menschen. Allerdings kommen jeden Morgen ca. 5 Millionen Menschen dazu, die in der Hauptstadt arbeiten. Dementsprechend verstopft sind die Straßen, wenn am Morgen die Arbeit beginnt, obwohl sie sehr breit angelegt sind.
Deshalb sind lange Wege zur Arbeit ganz normal.

In Argentinien sind alle traditionellen Kirchen, aber auch die Pfingstkirchen stark vertreten. Die verschiedenen Einwanderungsbewegungen haben jeweils ihre Kirche mitgebracht und haben versucht sich zuerst als unabhängige Gemeinde zu behaupten. Häufig hatten sie zunächst keinen Pfarrer oder es kam nur ein Reiseprediger hin und wieder vorbei. Eine Kirchenverfassung mit Zentrale ist ihnen suspekt. Die Unterstützung einer Struktur außerhalb der eigenen Gemeinde hat es schwer von den Gemeinden finanziert zu werden. Die meisten Kirchenzentralen der verschiedenen Kirchen müssen von außen mitfinanziert werden.
Allerdings waren es die Gemeindeglieder gewöhnt mit anderen Konfessionen zusammen zu leben. In dem einem oder anderen Fall mag es zu Spannungen kommen, aber generell scheint ein eher entspanntes Verhältnis zwischen den Konfessionen zu bestehen.

Daraus entwickelte sich auch die ökumenische theologische Hochschule ISEDET in Buenos Aires. Alle historischen Kirchen sind an ihr beteiligt und lassen ihre Pfarrer dort ausbilden. Sogar Katholiken und Pfingstkirchen sind vertreten.
120 Studenten aus ganz Südamerika studieren an der Hochschule. Außerdem gibt es noch ein Fernstudium für 90 StudentInnen und 80 StudentInnen der indigenen Völker werden durch ein besonderes Programm erreicht. Die Hochschule steht unter einem großen Kostendruck und eigentlich müsste sie noch 2 Professoren anstellen um alle Aufgaben bewältigen zu können. Aus Kostengründen ist dies nicht möglich und darunter leidet die wissenschaftliche Tätigkeit.
Dadurch, dass die verschiedenen Kirchen an der Hochschule vertreten sind gibt es automatisch einen engeren Kontakt zwischen den TheologInnen der Kirchen. Neben dem allgemeinen Unterricht bieten die Kirchen noch konfessionellen Unterricht an, damit die angehenden PfarrerInnen auch etwas über ihr Identität lernen.

Die ISEDET hat noch etwas Besonderes. Das ist die Bibliothek. Es ist die größte theologische Bibliothek in Südamerika. Sie wird uns (Dr. Claudia Jahnel ist inzwischen aus Deutschland dazu gestoßen) von Dr. René Krieger gezeigt. Es lohnt sich der Besuch. Schade, dass ich keine Zeit habe länger zu stöbern….
Die deutschen Studenten, die hier studieren haben jedenfalls gute Möglichkeiten.

Mittwoch, 7. April 2010

Dienstag, der 6. April - Besuch der evangelischen Kirchen

Dienstag, den 6. April in Buenos Aires

Heute bin ich in Buenos Aires unterwegs. Die breiten Straßen ermöglichen es, dass man auch bei starkem Verkehr gut voran kommt.
Trotzdem sind wir 1 Stunde vom Theologischen Institut zur Kirchenleitung unterwegs, was die Größe der Stadt Buenos Aires deutlich macht.

An diesem Tag lernte ich die Zentralen der beiden Evangelischen Kirchen in Argentinien kennen. In Beiden gibt es einen deutlichen Schwerpunkt auf diakonischer Arbeit. So hat die Evangelische Kirche am Rio del Plata (IERP) 42 Gemeinden und 40 diakonische Projekte. Die Gemeinden befinden sich hauptsächlich im Großraum Buenos Aires, Montevideo, im Chaco und in der Gegend um Entre Rios. Anfangs des 20. Jahrhunderts entstand die Unierte Evangelisch Lutherische Kirche, die von amerikanischen Missionaren gegründet wurde. Beide sind sie Diasporakirchen und beide sind auf die Hilfe von außen angewiesen. Die eine hat stärkere Verbindungen in die USA und die andere nach Deutschland.

Ihre Pfarrer werden am Theologischen Institut in Buenos Aires ausgebildet. Dadurch besteht auch ein intensiver Kontakt zwischen den Kirchen und es gibt viele Orte an denen die beiden Kirchen auch zusammen arbeiten. Die gute Zusammenarbeit zeigt, dass auch trotz unterschiedlicher Entwicklung ein gemeinsames Bauen am Reich Gottes in dieser Welt möglich ist.

An dem theologischen Institut studieren Frauen und Männer aller Konfessionen. Die Pfingstkirche sind genauso wie die historischen Kirchen vertreten. Dadurch lernen sich die künftigen Geistlichen schon während der Ausbildung kennen und es werden sicherlich auch Vorurteile abgebaut. Dazu kommt, dass Studenten aus ganz Lateinamerika vertreten sind. Dadurch hat sie nicht nur ein ökumenisches Profil sondern auch ein internationales. Bei den Vorlesungen gibt es angeregte Diskussion, da die StudentInnen von ganz unterschiedlichen Frömmigkeitsrichtungen herkommen. Eine Studentin einer Pfingstkirche bekannte ganz offen: „In meiner Kirche wird viel aus Unkenntnis heraus anders gemacht.

Eine ökumenische Ausbildungsstätte gibt es in dieser Form meines Wissens in Deutschland nicht. Es ist ein weiterer Grund, dass wir inzwischen von den jüngeren Kirchen lernen können.

Dienstag, 6. April 2010

5. April 2010 - Ostermontag in Buenos Aires

Ostermontag, den 5. April 2010

In dem Großraum von Buenos Aires gibt es verschiedene kirchliche Projekte. Deshalb fahre ich am Ostermontag, der für die Argentinier ein ganz normaler Arbeitstag ist nach Quilmes. Früher hieß ein kleiner Hafen Quilmes. Im 19. Jahrhundert gründete ein Herr Member eine Bierbrauerei mit dem Namen Quilmes. Sie hatte großen Erfolg und ist heute eine der größten Brauereien. Daraufhin weitete sich der Namen auf die in der Nähe liegenden Ansiedlungen aus, wo sich auch der Sitz der Brauerei befindet. Heute ist Quilmes eine schöne Vorstadt von Buenos Aires.
Ich treffe mich mit Jonas. Er macht sein freiwilliges Jahr im ökumenischen Menschenrechtsbüro und arbeitet in dem Projekt Itati, in einem Armenviertel oder Villa, wie die Argentinier es nennen. Er wohnt privat bei einer Familie der Evangelischen Kirche. Herzlich werde ich empfangen und ich konnte mich davon überzeugen, dass Jonas gut untergebracht ist.

Mit dem Bus fahren wir zum Projekt. Seit 20 Jahren arbeiten katholische Schwestern in dem Armenviertel. 40.000 Menschen wohnen dicht aufeinander gedrängt in kleinen Blechhütten. Das Abwasser steht neben den schmalen Gehwegen, die durch das Viertel führen. Es riecht entsprechend streng, würden wir in Franken sagen. Ich frage mich immer wieder, was wird wohl passieren, wenn es einmal richtig redet. Gut kann ich es verstehen, dass die Kinder dann nicht zur Schule gehen. Ich könnte mir vorstellen, dass das ganze Abwasser dann auch in die Hütten läuft. Nicht auszudenken, was dass für die Wohnverhältnisse bedeutet……..

In dem Armenviertel hat sich eine Kooperative gebildet, die selbstständig über ihre Aktivitäten entscheidet. Die Schwestern und auch Jonas geben Nachhilfeunterricht, spielen mit den Kindern und bieten verschiedene Fortbildungskursen mit.

Nachmittags lerne ich das ökumenische Menschenrechtsbüro kennen. Arturo Blatezky hat sich mit seinem Team große Verdienste erworben, in dem er die Menschenrechtsverletzungen während der Diktatur hartnäckig verfolgte.
Heute kümmert sich das Menschenrechtsbüro um misshandelte Frauen, um die Menschen in den Armenvierteln und wirkt der Kriminalisierung der armen Kinder entgegen.

Natürlich diskutieren wir auch über die Landflucht, die durch die Agroindustrie einen neuen Schub bekommen hat und große Umweltschädigungen nach sich zieht. Für mich ist es neu, dass dieses Thema auch Argentinien so stark betrifft.
Aber davon werde ich sicher mehr erzählen können, wenn ich im Chaco bin.

Montag, 5. April 2010

Ostersonntag in Buenos Aires - 4. April 2010

Ostersonntag, der 4. April 2010

Buenos Aires ist am Ostersonntag in der Früh wie ausgestorben. Wie mir gesagt wurde nutzen die Porteños die Osterfeiertage für Kurzurlaube und Ausflüge.
Christoph Gille, zuständig für die Freiwilligen in Argentinien und Jonas, Freiwilliger aus Paderborn und ich fahren in den Außenbezirk San Miguel. Die Evangelische Kirche am Rio de la Plata hat in dem Stadtteil eine diakonische Einrichtung, die sich Casa San Pablo nennt. Mit Zug und Bus sind wir ca. 90 Minuten unterwegs um zu dem Projekt zu kommen. Vorbei geht es dabei an reichere und ärmere Viertel, aber die Stadt hört nicht auf.
Die Zuglinie scheint unserer S-Bahn zu gleichen. Sie ist aber in einem sehr herunter gekommenen Zustand. Christoph Gille erklärt mir, dass die Bahn privatisiert wurde mit den Folgen, dass nichts mehr in den Erhalt investiert wird und 70 % der Linien geschlossen wurden.
Casa San Paplo liegt in einem Armenviertel und wir werden von dem Pastor Sabino Ayala und dem Team herzlich empfangen.
Wie üblich trinken wir erst einmal Mate, aber um 11.00 Uhr feiern wir den Ostergottesdienst. Der Raum in dem der Gottesdienst stattfindet ist abgedunkelt. Alle Plätze, Stühle und Bänke sind mit Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern gefüllt. Mit einer einfachen Liturgie und schwungvollen Liedern führt der Pastor auf das Osterereignis hin. Es ist spannend wie er das Osterereignis erzählt und mit Gegenständen auch illustriert. Dabei bleibt klar, dass letztlich die Auferstehung für uns Menschen ein Geheimnis bleibt, aber so wie Maria Magdalena und die Jünger neuen Mut schöpften so kann auch Jesus Christus heute in unserem Herzen wohnen und uns ermutigen eine „andere Welt“ zu gestalten. Das ganze Team ist in den Gottesdienstablauf mit einbezogen. Am Schluss feiern wir in dem bescheidenen Räumen Abendmahl – es ist ein besonderes Erlebnis.
Nach dem Gottesdienst haben wir die Möglichkeit mit dem Team, das ausschließlich aus dem Armenviertel kommt, uns auszutauschen. Über die diakonische Arbeit ist hier in den letzten 20 Jahren, seit dem dieses Projekt besteht, eine evangelische Gemeinde mit engagierten Mitarbeitenden gewachsen.
Gleichzeitig habe ich die Gelegenheit mit unserer Freiwilligen Hannah das Jahr im Casa San Pablo zu reflektieren.
Abends besuche ich den Ostergottesdienst in einer Mittelschichtsgemeinde der Unierten Evangelisch Lutherischen Kirche in der Innenstadt von Buenos Aires. Der Gottesdienst ist liturgisch gestaltet. Die Lieder ähneln unseren Chorälen. Es ist alles sehr viel statischer als am Morgen, aber doch auch in dem anschließenden Kirchenkaffee sehr herzlich.

Dienstag, 30. März 2010

Ankunft in Buenos Aires

Karsamstag, der 3. April 2010

Pünktlich komme ich auf dem Flughafen Ezeize in Buenos Aires an und werde von Christoph Gille abgeholt. Auf der Fahrt zum ISEDET, wo ich die nächsten 4 Tage wohnen werde bekomme ich die ersten Eindrücke einer modernen westlich orientierten Stadt zu sehen.
Nachmittags geht es dann nach San Fernando, einer Stadt mit 150.000 Einwohnern an der Peripherie von Buenos Aires. Wir treffen Hannah Klaubert, die als Freiwillige in Casa San Pablo arbeitet und besuchen das Projekt ASE.
Pastor Sabino Ayala baute zusammen mit einem Team in dem Stadtviertel San Lorenzo ein Projekt für arme Kinder und Jugendliche auf. Jeden Samstag kommen 20 bis 30 Kinder und erlernen in Gruppen verschiedene kunsthandwerkliche Tätigkeiten, hören biblische Geschichten, wirken in Theatergruppen mit und feiern gemeinsame Gottesdienste vor dem Haus im Freien, da es im Haus nicht genügend Platz gibt.
Erst seit Juni 2009 hat das Projekt eine eigene Bleibe. Trotzdem zeigt sich bei einem Rundgang, dass Pastor Sabino bei den Menschen in dem Stadtviertel bekannt ist. Wir besuchen 2 Familien, die in dem Projekt aktiv mitwirken. Jedes Mal werden wir freundlich bewirtet und die Familien erzählen sehr offen ihre Geschichten.
Diese armen Stadtviertel sind erst in den letzten Jahrzehnten entstanden. Die Menschen kommen vom Innern des Landes und erhoffen sich ein besseres Leben.
Die Technisierung der Landwirtschaft und die Produktivitätssteigerungen haben sie in den ländlichen Bereichen arbeitslos gemacht und deshalb suchten sie ihr Glück in der Stadt.
Die beengten Wohnverhältnisse, die wir erleben sind allerdings nicht unbedingt ein Ausdruck der Verbesserung. Bis in Nacht hinein diskutiere ich mit dem Team der ASE die Gründe für das Wachstum des Großraumes Buenos Aires, die Probleme die damit verbunden sind und die Machtkonzentration, die sich aus dieser Verstädterung ergibt.
Welche Folgen die Umstellung auf die industrielle Landwirtschaft in den ländlichen Räumen nach sich zieht werde ich ab Donnerstag erleben, wenn ich in den Chaco fahre.

An dem Osterwochenende erlebe ich eine relativ entspannte Großstadt Buenos Aires. Wie wird es unter der Woche sein…?