Samstag, 11. Januar 2014

Der Vulkanausbruch des Chaparrastique am 29.12.2

El Salvador, diese Land in Zentralamerika ist bekannt dafür, dass es besonders klein ist. “Der Däumling Amerikas“ wird es gerne genannt. Es hat sechs Millionen Einwohner, weitere drei Millionen SalvadoreanerInnen leben im Ausland. Das Land wird von einer Kette von 23 Vulkanen durchzogen. Diese Vulkankette nennt man auch den „Gürtel des Feuers“, denn sechs davon sind aktive Vulkane. Unter ihnen ist besonders der in San Miguel (2.130 m) zu erwähnen, „Chaparrastique“ genannt. In der Sprache der Lenca bedeutet dieser Name soviel wie „Heiße Erde“.
Er ist am 29.12.2013 um 10.00 Uhr ausgebrochen und hat eine riesige Aschewolke ausgestoßen, die sich über das ganze Land gezogen hat. Das Leben in sämtlichen Landesteilen wurde beeinträchtigt, ganz besonders betroffen waren die beiden Regionen San Miguel und Usulután.

Nicht allein der Schrecken, vor allem die Gefahr für die Bevölkerung war sehr groß. Hunderte Familien sind Angst erfüllt geflohen. Der Dank geht an Gott, dass es keine Opfer zu verzeichnen gibt. Die Gesundheitsbehörde wie auch die staatlichen Einrichtungen des Zivil- und des Umweltschutzes sind sofort aktiv geworden. Eine umfassende Soforthilfe wurde eingeleitet, exzellente Informationen und rechtzeitige Warnungen wurden ausgegeben, geeignete Vorsorgemaßnahmen zum Schutz der Bevölkerung wurden getroffen.

Es wurden sofort Notunterkünfte eingerichtet um den besonders Betroffenen Zuflucht zu gewähren. Mehr als 3.000 Personen, die Mehrheit unter ihnen Kinder, Frauen und ältere Bürger der Region, bedurften dieser Unterkünfte. Insbesondere die Männer, aber auch weitere Erwachsene sahen die Notwendigkeit zu bleiben um ihre Häuser, die wenigen Habseligkeiten, die Tiere und die Felder zu bewachen.

Wegen des giftigen Ausstoß und der Schwefeldioxide musste die Regierung spezifische Warnungen aussprechen. Selbst in den etwas entfernteren Notunterkünften bestand große Gefahr für die Bevölkerung. Erst als Entwarnung gegeben werden konnte wagte sich ein Teil der Bevölkerung, unter Anweisung der Behörden und mit strikter Einhaltung der vorgegebenen Vorsichtsmaßnahmen, vorsichtig zurück in seine Orte.

Dieser Vulkanausbruch, der Ausstoß der Asche und der giftigen Gase, brachte erst die wahren Nöte der Armut ans Licht. Alle diese Familien, die fliehen mussten, leben durch die Bank in extremer Armut. Sie erhalten ihr Leben gerade so aufrecht mit der Bewirtschaftung von einigen Feldern, halten sich einige Tiere und suchen etwas Verdienst als Saisonarbeiter in den Kaffeeplantagen. Der bessere Teil des Gebietes rund um den Vulkan liegt im Besitz von reichen Familien. Ihnen gehören die großen Ländereien und Plantagen, die Armen leben am Rande der fruchtbaren Erde, vor allem aber am Rande der Gesellschaft. Erst durch diesen Vorfall wurde landesweit bekannt, unter welchen Umständen diese armen Familien wirklich leben.

Um ihnen in der aktuellen Situation helfen zu können braucht es in erster Linie Medikamente zum Schutz für die Haut, der Atemwege, für den Magen und Medikamente gegen Denguefieber und Malaria. Sehr dringend benötigen sie Lebensmittel. Vor allem die Kinder und Senioren sollten Vitaminpräparate einnehmen. Die Kinder sollten wenigstens ein paar Spielsachen haben um Grundzüge psychosozialer Betreuung zu gewährleisten zu können.

In einem zweiten Schritt sollten sie Unterstützung oder Ersatz für ihre landwirtschaftliche Produktion und Verluste in der Tierhaltung bekommen.

Der Ausbruch hat eine Welle von Fürsorge und Solidarität in der Bevölkerung ausgelöst. Viele sind in kontinuierlichen Gebeten und in praktischer Hilfe mit den Betroffenen Volksgruppen verbunden. Vom ersten Tag an ist das Organisationsteam der salvadorianischen Kirche präsent und aktiv durch den Einsatz über das Sozialprogramm der Kirche „Acción Conjunta“. Die Kirche wie das Sozialprogramm leistet im Auftrag Gottes fürsorgliche Aufmerksamkeit und liebevolle Hilfe.

Durch diesen Einsatz der Mitarbeitenden des Sozialprogrammes entwickelte sich eine kontinuierliche Arbeit der Begleitung und Unterstützung, verbunden mit dem Versprechen, dass wir uns nicht eher zurückziehen werden, bevor nicht die Lebensumstände verbessert werden können. Wir leben in der Kraft Gottes und wir sind vorbereitet und fähig um es mit den Aufgaben der Zukunft aufzunehmen.

Vielen Dank für Ihre Gebete, für Ihre Liebe und ihre solidarische Unterstützung.

In brüderlicher Liebe verbunden,

Bischof Medardo E. Gómez

Synode der Kirche des Lutherischen Bekenntnisses in El Salvador

San Salvador, 8. Januar 2014

Sorgfältiger Umgang mit natürlichen Ressourcen und Existenzgrundlagen in Nicaragu

Umweltprojekt der lutherischen Kirche verbessert Nahrungsmittelsicherheit und wirtschaftliche Chancen für ländliche Familien - ein Projekt, das durch Mission EineWelt untertützt wird.

EI Rodeito (Nicaragua) - Freidys Velazquez, eine schüchterne Jugendliche aus EI Rodeito (Nicaragua), einer kleinen Gemeinschaft hoch in den Bergen Nicaraguas ohne Stromversorgung und fließendes Wasser, lächelt, wenn sie über ihre Zukunft spricht. "Meine Ziele sind, ein besseres Leben zu führen, meiner Gemeinschaft dabei zu helfen, ein besseres Leben zu führen, und für den Schutz unserer Umwelt zu kämpfen", sagt Velazquez, deren Eltern beide lutherische Pfarrer sind. "Die Kirche hat mir geholfen, viel zu lernen." Mit ihrem Umweltprojekt hilft die Nicaraguanische Lutherische Kirche "Glaube und Hoffnung" (ILFE) den Menschen in EI Rodeito ihren Lebensstandard zu verbessern, indem Familiengärten angelegt, gemeinschaftliche Brunnen gebaut und Latrinen installiert werden. Das Ziel des Projektes ist es, durch die Förderung alternativer umweltfreundlicher Methoden für einen nachhaltigen Umgang mit den natürlichen Ressourcen zu sorgen und so die Lebensgrundlage der Kirchenmitglieder zu verbessern. Die Kirche hofft, ökologische Landwirtschaft und die Nutzung entsprechender Technologien in den Glaubensgemeinschaften zu fördern.

An dem Umweltprojekt sind verschiedene ländliche Gemeinschaften in dem mittelamerikanischen Land beteiligt. Es wurde ein landwirtschaftliches Bildungszentrum gegründet, das mit neuen Pflanztechniken und Solarenergie arbeitet, und Umweltbildungsprogramme durchführt. Das Projekt der ILFE bietet Schulungsprogramme zu Forstwirtschaft, Obstbaumpflege, Bodenschutz, nachhaltigen Kochmethoden, Bewässerungssystemen und Gartenbau an.

Der Direktor der Kirche für Diakonie Angel Aragon sagt, das im August 2011 begonnene Projekt sei ein großer Erfolg. "Wir haben Fortschritte gemacht. Das Leben der Bäuerinnen und Bauern hier in Nicaragua zu verändern und helfen, Synergien innerhalb der Gemeinschaften, in denen wir aktiv sind, zu entwickeln", so Aragon.

Bildungsprogramme zum Klimawandel
Aragon ist stolz auf die Bildungsprogramme des Projekts zu den Themen Klimawandel, den Aufbau von Baumschulen, die Erzeugung von Obst- und Waldpflanzen, das Management der lokalen Ressourcen und den Anbau von Papaya, Kaffee und Bananen. "Diese Familien profitieren davon und das ist sehr wichtig für sie. Das Green Projekt erlaubt es ihnen, ihren Lebensstandard und ihre lokalen Praktiken zu verändern", erklärt Aragon.

"Als Kirche erfüllen wir unseren Auftrag; Wir antworten auf die Bedürfnisse unserer Gemeinschaft und unserer Schwestern und Brüdern auf der ganzen Welt, deren Gebete und finanzielle Unterstützung diese Projekt möglich machen", fügt er hinzu.

Velazquez erzählt von ihren Erfahrungen in einem Gemeinschaftsgarten in El Rodeito, in dem fünf Familien aus der Kirchengemeinde zusammenarbeiten. "Jeder hilft bei der Pflege des Gartens. Jeden Nachmittag sind wir zum Gießen und Unkraut jäten dort. Momentan haben wir verschiedene Sorten Kürbis, Mangos und Orangen."
Familien bekommen auch Obstbaumkeimlinge und Gemüsesaat, die sie zuhause anpflanzen können, um ihre Ernährung mit nährstoffreicheren Lebensmitteln aufzubessern. "Anstatt Mais zu essen, den wir auf dem Markt gekauft haben, essen wir unsere selbst angebauten Bananen und Maniokpflanzen. Jetzt haben wir das Obst und Gemüse, das wir zuhause brauchen, gleich vor der Tür. Unsere Ernährung hat sich deutlich verbessert und unsere Familien sind gesünder", sagt Velazquez.

Sie betont, welche Bedeutung es in Nicaragua hat, sein eigenes Obst und Gemüse anzubauen. "Alles Obst und Gemüse, das wir zuvor auf dem Markt gekauft haben, wurde mit Agrochemikalien behandelt. In den Unterrichtsstunden des Umweltprojektes haben wir von den Gefahren der chemischen Pestizide erfahren", sagt sie weiter. "Jetzt, wo wir unser eigenes Essen anbauen, haben wir die Kontrolle und alles ist ökologisch." Auch die wirtschaftliche Lage der Familien hat sich verbessert. "Wenn wir viel Obst und Gemüse aus dem Garten ernten können, können wir die extra Erzeugnisse an Mitglieder der Gemeinschaft verkaufen und unseren Familien helfen, etwas Geld zu verdienen", fügt Velazquez hinzu.

Verbesserte Hygiene und Gesundheit

Velazquez erinnert sich, dass es früher sehr schwierig war, in ihrer Gemeinschaft an sauberes Wasser zu kommen. "Der Brunnen funktionierte nicht richtig. Er war auch verschmutzt, weil die Leute nicht wussten, wie gefährlich es war, menschliche Ausscheidungen in der Nähe der Quelle abzuladen." Die lutherische Kirche half der Gemeinschaft die Materialien zu beschaffen, um einen sicheren und zugänglichen Brunnen zu bauen. "Der neue Brunnen gibt uns die Gewissheit, dass sauberes Wasser fast immer verfügbar ist." Die fehlenden Möglichkeiten zur ordnungsgemäßen Entsorgung menschlicher Ausscheidungen ist einer der Hauptgründe für Krankheiten im ländlichen Nicaragua. Ein Latrinenprojekt wurde in die Wege geleitet, um das Lebensumfeld der Menschen in EI Rodeito hygienischer und gesünder zu machen. "Momentan haben wir keine Latrinen in unserer Gemeinschaft", sagt Velazquez. "Dieses Projekt wird die Gesundheit der Menschen sehr stark verbessern." Das Abholzen und Abbrennen von Wäldern in Nicaragua führte zu einem unvergleichlichen Austrocknen der Feldfrüchte und die Niederschläge wurden auch immer weniger. "Wir müssen weiterhin Bäume anpflanzen. und als Gemeinschaft zusammenarbeiten, sonst werden wir bald keine Ressourcen mehr haben."

Eine wachsende Kirche

Das Umweltprojekt führt zu offenen Gesprächen zwischen Mitgliedern der Kirche und anderen Mitgliedern des Gemeinwesens. Velazquez, deren Eltern in ihrem Haus Gottesdienste abhalten, sagt, die Kirche wachse und jeden Tag kämen neue junge Menschen dazu. "Manchmal haben wir mehr als 50 Menschen in unserem Haus, die am Gottesdienst teilnehmen. Zu sehen, wie die Kirche wächst, so wie auch unsere Gärten, ist wirklich etwas sehr besonderes", schließt Velazquez. Die Gemeinschaft von EI Rodeito ist eine der 44 Gemeinden der ILFE. Es gibt schätzungsweise 36 PfarrerInnen und 60 nicht ordinierte Gemeindeleiterinnen, die im Dienst der 9.600 Mitglieder umfassenden Kirche stehen. Das Umweltprojekt und das "Projekt für Nahrungsmittelsicherheit in Somotillo" ermutige die Mitglieder der ILFE, ihren Glauben aktiv zu leben, indem sie Gottes Schöpfung bewahren, erklärt Pfarrerin Dr. Patricia Cuyatti, Gebietsreferentin für Lateinamerika und die Karibik beim Lutherischen Weltbund.

"Durch das Engagement junger Menschen fördern die Projekte Ansätze, die es den Gemeinschaften möglich machen, mit der Umwelt auf verantwortungsvolle Weise umzugehen. Die vielfältigen Erfahrungen aus den Projekten bieten der lutherischen Gemeinschaft einen Raum, zu lernen und zu teilen, und die Möglichkeit zu Regionen übergreifender Ermächtigung", fügt sie hinzu.

Hans Zeller (nach einer LWB Veröffentlichung)

20 Jahre Gentechnik - und jetzt?


Professor Andrioli aus Brasilien sprach in Uffenheim über Gentechnik, Agrarstruktur und Förderung von Kleinbauern

Schon lange vor Veranstaltungsbeginn hatte sich der Saal gefüllt, mussten zusätzliche Stühle für die insgesamt 180 Interessierten geholt werden. Mission EineWelt, der Bund Naturschutz, die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und die Grünen hatten zum Vortrag über Gentechnik, Agrarökologie und den agrarpolitischen Wandel in Brasilien eingeladen. Für viele Landwirte in der Region ein wichtiges Thema, da die Tiere in der Regel mit importiertem Soja aus Südamerika gefüttert werden. Und das ist fast immer gentechnisch manipuliert.

Professor Antônio Inácio Andrioli schilderte die Folgen des Anbaus von gentechnisch verändertem Mais in Brasilien. Dort hat die Baumwollkapseleule, eine Raupenart, Resistenzen gegen das Bt-Toxin entwickelt. Die natürlichen Fressfeinde wurden durch das Toxin vernichtet. Deshalb gibt es jetzt keine natürlichen Regulativen mehr. Die Regierung hat den Notstand ausgerufen und ein aus Gesundheitsgründen eigentlich nicht zugelassenes Insektizid als letzte Möglichkeit erlaubt. Andrioli ist Vize-Rektor der staatlichen Universität von Frontera Sul im Süden Brasiliens. Als Mitglied der brasilianischen Biosicherheitskommission hat er einen guten Überblick über die aktuelle Situation in Brasilien.

Durch den Anbau von herbizidresistenten Pflanzen ist nach seinen Worten der Einsatz des Spritzmittels Glyphosat immens gestiegen. Die Rückstandsgrenze wurde deshalb von 0,2 mg auf 10 mg erhöht. Insgesamt hat der Verbrauch von Pestiziden in Brasilien um 240 % zugenommen.  Außerdem sind dringend unabhängige Untersuchungen von gentechnisch manipulierten Sorten nötig, da einige Studien auf große Gesundheitsgefahren hinweisen.

Klar ist, dass eine gute ländliche Entwicklung und Sicherung der Ernährung viele gut ausgebildete Bäuerinnen und Bauern braucht. Deshalb wird die traditionelle Agrarpolitik Brasiliens mittlerweile durch Kleinbauernförderung ergänzt. Zum einen durch die Verbindung von Schulessen und Null-Hunger-Programm mit Absatzförderung von Kleinbetrieben. Zum anderen auch durch die Gründung einer neuen Universität, an der v.a. Studierende aus öffentlichen Schulen aufgenommen werden. Die 60 Professoren werden ausschließlich vom Staat bezahlt. Ziel ist, Bauernkindern aus der Region eine fundierte wissenschaftliche Ausbildung zu verschaffen, unabhängig von der Finanzierung durch die Agrarindustrie. Forschung findet in und mit der Landwirtschaft statt und richtet sich auf die lokale Lebenswirklichkeit aus.

Andrioli fasste zusammen, dass die Gentechnik ihre Versprechungen nicht eingelöst hat. Die Produktionskosten wurden nicht gesenkt, es gibt keine höheren Erträge, der Einsatz von Pestiziden wurde nicht verringert, es gibt nicht weniger Hunger im Land. "Das Kriterium um Wissenschaft zu testen ist die Praxis. - Na ja", so sein Fazit.

Am Ende gab es noch Informationen für die Landwirte über den Bezug von gentechnik-freiem Soja, das einen höheren Eiweißgehalt hat, und eine Einladung zu einem Forschungsnetzwerk für hiesigen Sojaanbau.

20. Dezember 2013
Angela Müller
Landwirtschaftsexpertin bei Mission EineWelt