Samstag, 24. April 2010

Nein zum Machismo




Freitag, den 23. April

An diesem Morgen erreicht mich die Nachricht vom Tod des Pfr. Homero Severo Pinto, 1. Vize-Präsident der brasilianischen Kirche.
Er war mit Peter Weigand und Reinhard Hansen in Mozambique und hat sich dabei mit einer Malaria infiziert und ist nach einem Krankenhausaufenthalt in Porto Alegre gestorben.
Im Oktober war ich in Brasilien noch mit ihm unterwegs gewesen. Ständig standen wir im Kontakt, da er für die brasilianischen PfarrerInnen in Zentralamerika, die bayerischen ökumenischen Mitarbeitenden in Brasilien und brasilianischen Mitarbeitenden in Bayern unter anderem zuständig war.
Trauer und Anteilnahme prägen deshalb diesen Tag!

Am Vormittag begleite ich Carina, Freiwillige von Mission EineWelt zu ihrem Arbeitsplatz. Eine gute Stunde sind wir unterwegs um zur Schule O´Higgins zu kommen. Die Kirche betreibt in einem armen Viertel eine Schule an der die Freiwilligen eingesetzt werden.
Es ist eine normale Schule, die aber auch Kinder mit Behinderungen mit in die Klassen aufnimmt. Es ist schön zu sehen, wie sie in den Klassenverbund integriert werden.



Carina vor "ihrer" Schule

Danach lerne ich das Projekt El Buen Samaritano kennen. Innerhalb 35 Jahren hat sich in dem Ort, in dem es keine Lutheraner gab eine große lutherische Gemeinde gebildet.





Pastor Pedro in seiner Kirche.

Der Kelch zerbrach beim letzten Erdbeben





Zum Abschluss besuche ich das Frauenhaus der IELCH. 10 Frauen mit ihren Kindern werden aufgenommen. Sie werden von der Justiz an das Haus verwiesen, da sie zu Hause Gewalt erlebten.
Nertis, Psychologin und Leiterin des Frauenhauses

Aufbruch in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile (IELCH)

Donnerstag, der 22. April 10

Am Vormittag besprechen wir in der Pfarrkonferenz den biblischen Abschnitt in Johannes 10.
Der gute Hirte steht im Mittelpunkt unserer Gespräche. Seine Stimme in unseren heutigen Zeit zu hören und ihm zu folgen, dass ist die Aufgabe der Kirche. In Chile, wie überall in der Welt ist dies eine große Herausforderung für die Christinnen und Christen.

Seit 1970 sieht sich die IELCH in den Städten Santiago und Concepción von dem guten Hirten zu den ärmeren Schichten des Landes gerufen.

Daraus haben sich in relativ kurzer Zeit Evang.-Luth. Gemeinden gebildet.

Zwei Kindertagesstätte: El Sembrador und La Bandera am Stadtrand von Santiago, die aus dieser Arbeit entstanden sind besuche ich an diesem Tag.










Kindergruppe in El Sembrador
Die Pfarrer Ruben und Pedro vor der Kirche
La Bandera

Soziale, kirchliche und politische Erdbeben


Mittwoch, der 21. April 2010


Von Concepción reiste ich zurück nach Santiago und weiter an die Küste nach Valparaíso. Dort besuchte ich die Gemeinden mit Pfarrer Rudolfo Oliveira. Die Gemeinden in und um Valparaíso gehören heute zur Lutherischen Kirche in Chile (ILCH). An den beiden lutherischen Kirchen werden die gesellschaftlichen Spannungen in Chile deutlich.


Kirche in Valparaíso
Wie in den meisten lateinamerikanischen Ländern ist auch in Chile der soziale Gegensatz sehr groß. Durch das Erdbeben ist dies wieder bewusst geworden.

Diese Gegensätze finden sich auch in den Evang.-Luth. Kirchen wieder.

Zur Geschichte:
Im Jahr 1959 wurde die Deutsche Evangelische Kirche in Chile zur Iglesia Evangélica Luterana en Chile (IELCH) umbenannt. Damit drückte man aus, dass man zukünftig als nationale Kirche in Chile, zwar mit deutschsprachigen Wurzeln aber im chilenischen Kontext Kirche sein wollte.
Die Kirche öffnete sich den sozialen Belangen der Menschen auch außerhalb des direkten deutschen Umfeldes. Es wurde dafür die Diakonie gegründet.
Nach 110 Jahren nachdem die ersten Lutheraner nach Chile gekommen waren, versuchte man aus dem selbst gewählten Ghetto heraus zu kommen, in dem man sich den Menschen spanischer Sprache deren ihrer Anliegen zuwandte.

Es dauerte aber noch bis anfangs 1970, dass man sich bewusst machte, die drei babylonischen Mauern welche die Kirche im Ghetto hielten (die sprachliche, die kulturelle und die gesellschaftliche) niederzureißen. Die Kirche begann sich sozial zu engagieren und aus diesen diakonischen Anfängen wuchsen dann auch verschiedene eigenständige Gemeinden heraus.

Der Militärputsch im Jahr 1973 teilte aber die Kirche. Die IELCH erklärte eindeutig, dass sie sich auf die Seite der Leidenden stellen wolle. „Die Kirche Jesu Christi ist berufen ihrem Herrn im Leiden zu folgen und zum Dienst an den Menschen über alle Rassen- und Religionsgrenzen und über politische Überzeugungen hinweg gerufen.“

Nicht alle Kirchenglieder waren mit der Ausrichtung ihrer Kirche hin zu mehr sozialem und politischem Engagement einverstanden. Der Konflikt zwischen einem großen Teil der Gemeindeglieder, die zur oberen Mittelschicht gehörten und den ärmeren Gemeinden, die sich um die politischen Gefangenen des Militärregimes kümmerten, konnten nicht mehr ausgeglichen werden und es kam zur Kirchenspaltung.

Im Jahr 1975 schlossen sich die Befürworter des Pinochetregimes zur Iglesia Luterana en Chile – ILCH (der größere Teil der Gemeinden) zusammen. Bis heute sind die Kirchen getrennt und repräsentieren die verschiedenen sozialen, gesellschaftlichen und politischen Schichten des Landes.
Ermutigend ist, dass Gespräche geführt werden und die Zusammenführung der beiden lutherischen Kirchen geplant ist.

Mittwoch, 21. April 2010

Tsunami ohne Verwarnung




Dienstag, der 20. April

In der Region lerne ich nun das ganze Leid, dass das Erdbeben und der Tsunami mit sich gebracht haben kennen.

45 000 Häuser wurden in der Gegend zerstört. In ganz Chile sollen es 500 000 sein. Es wird als ein scheinheiliges Erdbeben bezeichnet, da viele Häuser von außen keine Schäden aufzeigen, aber trotzdem unbewohnbar geworden sind.
Die Häuser wurden durch die 7 Meter hohen Wellen dem Erdboden gleichgemacht

Die Menschen an der Küste konnten gerade rechtzeitig auf die Berge flüchten, da sie ihrer Erfahrung folgten - sonst hätte es tausende Tote gegeben.

Der Küstenschutz hatte keine Tsunamiwarnung herausgegeben. Die Toten sind deshalb auch hauptsächlich Menschen gewesen, die nicht schon über längere Zeit an der Küste wohnten und deshalb die Zeichen nicht erkannten oder auf die Weckrufe der Küstenbewohner nicht hörten.



Die Menschen wohnen heute in den bereit gestellten Zelten

In einem biblischen Gesprächskreis werden die unterschiedlichen Sichtweisen zu dem Erdbeben erörtert. Die Pfingstkirchen sehen das Erdbeben wohl als ein deutliches Zeichen des Weltuntergangs an. In der lutherischen Kirche ist man überzeugt, dass man weder Zeit noch Stunde weiß, deshalb sollte daran gegangen werden, die Schäden zu beheben und weiter gearbeitet werden.
Frauen im Bibelgesprächskreis in der Kirche in Coronel

Dienstag, 20. April 2010

Luxusprobleme in Europa - harte Realität in Chile


Montag, den 19. April 10

Während in Deutschland die Menschen über die Aschewolke diskutieren und einige UrlauberInnen sich darüber beklagen, dass sie nicht sofort in ihre Heimat zurückkommen, frieren Menschen in Concepción und Umgebung in ihren Notzelten.
3 Minuten dauerte das Erdbeben am 27. Februar 2010 und zerstörte Häuser, Straßen und Brücken. An der Küste kam ein Tsunami dazu und die Wellen rissen Häuser, Straßen und Schiffe mit sich.

Mit ungeheuerer Gewalt müssen diese Wellen auf die Küste geprallt sein, da sie massive Häuser dem Erdboden gleich gemacht haben. Die Menschen, die nicht auf die Anhöhen und naheliegenden Berge geflüchtet sind, starben in den 10 Meter hohen Wellen.

Das Bad des massiven Hauses blieb stehen!


Überall an der Pazifikküste entlang begegnen wir zerstörten Häusern, Dreck und beschädigten Hausgeräten. Ein beißender Gestank begleitet uns.

An einer Stelle werden Nahrungsmittel, die vom Roten Kreuz aus Deutschland kommen ausgeteilt. Es sind keine vermögenden Menschen, die hier anstehen. Einfache und bescheidene Leute leben an der Küste, die sich in der Regel vom Fischfang ernähren.
Sie sind die Hauptleidenden der Naturkatastrophe.



Aber sie geben nicht auf. Überall wird gehämmert und gearbeitet um Notunterkünfte zu erstellen. Wir stoßen auf eine Versammlung, wo Frauen klären, wie sie die Ordnung in ihrer Zeltstadt am Besten regeln. Es ist Herbst und die Temperaturen liegen nachts bei 5-7 Grad. Im Winter wird es kälter und dafür wollen sie gewappnet zu sein.



Die Reste einer Kapelle in Tumbres

Sonntag, 18. April 2010

Gottesdienste in Santiago



Sonntag, der 18. April


Pastor Rubem im Gottesdienst


Am Sonntag besuche ich die Gottesdienste in der Versöhnungskirche in Santiago und in San Bernardo. Die Verunsicherung durch das Erdbeben ist stark zu spüren. In den Gesprächen mit den Gemeindegliedern höre ich, dass für manche diese Naturkatastrophen auch Signale für den Weltuntergang sind. Besonders schlimm muss es sein, dass sich die Menschen den Naturgewalten so hilflos ausgesetzt fühlen. Gleichzeitig ist die Hilfsbereitschaft sehr groß. Die arme Gemeinde in San Bernardo sammelte Kleider, um den Obdachlosen im Erdbebengebiet zu helfen.

P. Rubem mit der gesammelten Kleidern




Ankunft in Santiago de Chile

Samstag, der 17. April


In Santiago de Chile besuche ich die Freiwilligen der Mission EineWelt. Sie werden von dem Pfarrer Friedemann Bauschert begleitet.
Er ist sei dem 1. März auf der Pfarrstelle in Santiago de Chile. Obwohl er ganz neu auf der Stelle ist, kennt er sich schon gut aus.
Natürlich geht es in unserem Gespräch ganz besonders um die Freiwilligen. Carina und Kerstin sind die ersten Freiwilligen aus Bayern, die in Santiago arbeiten. Die Evang.-Luth. Kirche in Chile bietet dieses Freiwilligenprogramm noch nicht so lange an. Deshalb ist sie dabei das Programm und auch die Begleitung zu strukturieren. Sie sind aber auf einen guten Weg und es freut mich, dass der neue Pfarrer das Freiwilligenprogramm als eine gute Möglichkeit der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit sieht.
Familie Bauschert mit Carina und Kerstin
Nach dem wir uns nun kennen gibt es für die Zukunft eine gute Basis der Zusammenarbeit.
Die Freiwilligen Carina und Kerstin haben sich gut eingelebt. Ohne Probleme erklären sie mir, wie ich am Besten mit dem Bus zur Kirche komme. Sie kennen sich in Santiago, einer Stadt mit 5 Millionen Einwohnern gut aus. An der Arbeitsstelle haben sie sich inzwischen gut eingelebt und übernehmen engagiert die Aufgaben, die ihnen übertragen werden.
Natürlich haben sie auch Reisen durch Chile und Argentinien unternommen. Sprachlich kommen sie gut zurecht und haben Freundschaft mit Chilenen geschlossen. Das merke ich daran, dass sie von einer chilenischen Familie zu einer Party eingeladen werden.